Es ist ein mühsames Geschäft, und es braucht neben Geduld und Passion auch viel Überzeugungsarbeit. „Wir verlangen den Leuten ein Umdenken ab“, sagt Magdalena nachdenklich. Die Hofgruppe hat sich um den Küchentisch versammelt und isst Fleischküchle und Kartoffelsalat. „Der Grundgedanke ist, dass eine Gruppe von Verbrauchern die Abnahme der Erzeugnisse garantiert und Arbeit und Ernte vorfinanziert. Alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte.“ Dazu gehöre auch, dass die Entfremdung von Verbrauchern und Erzeugern aufgehoben wird.

 

Dass Verbraucher sich mit dem Produzenten solidarisieren sollen, finden viele in Ordnung. Biologische und regionale Produkte werden immer beliebter. Aber immer nur Produkte von ein und demselben Hof abnehmen? Man möchte doch auch mal Abwechslung haben. „Ja, verstehe ich“, sagt Johannes Supenkämper lächelnd, „das ist unsere schärfste Konkurrenz.“ Der tief sitzende Glaube, dass eine Überflussgesellschaft nötig ist, um sich zu ernähren. „Wer gegen die Macht der Gewohnheit antritt, muss einen langen Atem haben.“ Den hat auch Paul – er ist jetzt wach geworden und fordert lautstark seine Mahlzeit.

Die Geschichte der solidarischen Landwirtschaft

Die Solidarische Landwirtschaft entstand unabhängig voneinander in Japan, Europa und Amerika. Mitte der 1970er Jahre gründeten sich in Japan „Teikei“, Partnerschaftshöfe. 1978 entstanden „Les Jardins de Cocagne“ in der Nähe von Genf – unter anderem angeregt durch kollektive Höfe in Chile und durch die Bauern- und Arbeiterbewegung in der Bretagne. 1985 griffen US-amerikanische Biolandwirte Projektideen aus der Schweiz auf. Aus Amerika stammt auch der Begriff Community Supported Agriculture (CSA). In Frankreich wurde 2004 ein internationale Netzwerk der CSA-Bewegungen gegründet. Allein in den USA gibt es heute mehr als 2500 CSAs, in Deutschland sind es nach Angaben des Netzwerks 37. Alle Projekte eint der Grundgedanke, dass sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb ein Kreis von verantwortlichen Unterstützern bildet, der die Produktion vorfinanziert. Viele Initiatoren sind durch die Lehren des assoziativen Wirtschaftens von Rudolf Steiner inspiriert.