Der Papst hat sich mit seinen Worten zur Züchtigung in der Erziehung vergaloppiert, kommentiert StZ-Redakteur Michael Trauthig. Er muss sich in Diplomatie üben.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - Es ist erstaunlich, mit welchem Verständnis die Öffentlichkeit fast sämtliche Worte und Gesten von Papst Franziskus bisher aufgenommen hat. Weil er mit Konventionen aufräumte, das vatikanische Protokoll beiseite schob, sich menschlich und bescheiden zeigte, weil er Barmherzigkeit predigte und diese auch übte, gewann er weltweit die Herzen der Menschen. Das ist nachvollziehbar. Weniger verständlich ist aber, dass der so erworbene Bonus auch die Wahrnehmung von Verhaltensweisen des Papstes prägte, die eigentlich als Ausweis von Schrulligkeit, Eigensinn und Gestrigkeit erscheinen.

 

So hat Franziskus kürzlich einen Kinnhaken als natürliche Reaktion auf die Beleidigung der eigenen Mutter beziehungsweise der eigenen Religion gerechtfertigt und wenig Widerspruch geerntet. Er hat auch kinderreiche Katholiken mit vermehrungsfreudigen Kaninchen verglichen und kaum Protest ausgelöst. Doch schon ob dieser rustikalen Bemerkungen lässt sich fragen, ob der oberste Repräsentant von mehr als einer Milliarde Katholiken nicht seine Worte besser wägen sollte. Mit seiner Bemerkung zur Züchtigung von Kindern hat das Kirchenoberhaupt den Bogen nun vollends überspannt. Bei aller Freude an ungeschminkter Rede – auch Franziskus sollte begreifen: ein Papst kann nicht immer äußern, was ihm gerade in den Sinn kommt.