In Ihrem vorherigen Leben haben Sie als Werbetexter Slogans für Bier entworfen. Wie weit ist es von Hopfen & Malz zum Kopf des Regierungssprechers?
Ich habe zwar drei Jahre lang als Werbetexter gearbeitet, aber eigentlich wollte ich nach meinem Studium in Richtung Journalismus gehen. Leider wollte mich keiner.
Also ist der Postillon ein Racheakt am Journalismus?
Kein bewusster. Dass ich jetzt Chefredakteur einer Ein-Mann-Zeitung bin, die im Gegensatz zu vielen Zeitungen gut da steht, ist natürlich eine schöne Pointe. Pro Monat hat der Postillon jetzt vier Millionen Seitenaufrufe. Ich bin in der luxuriösen Situation, dass ich die Seite nicht mit Bannerwerbung zupflastern muss.
Wie haben Sie das geschafft?
Durch Mundpropaganda und auf Facebook. Es gab immer mal wieder einzelne Artikel, die einen Schub gebracht haben. Über 100 000 Likes auf Facebook hatte meine Geschichte über den Rekordsprung von Felix Baumgartner. Den habe ich mit der Begründung für ungültig erklärt, der österreichische Extremsportler hätte eine Linie übertreten. Einige Leser sind tatsächlich darauf reingefallen. Wütende Reaktionen kamen besonders aus Österreich.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Blogs, die Nachrichten als Satire verkaufen. Sind die konventionellen News so langweilig, dass man sie sich schön lügen muss?
Ich glaube eher, dass Deutschland einen Nachholbedarf an Satiremagazinen hat. In den USA gibt es davon viel mehr.
Seit einiger Zeit gibt es Postillon-Meldungen auch als Videobeiträge.
Es war eine Idee des Comedians Thieß Neubert. Der ist mein Co-Regisseur und Nachrichtensprecher. Die Videos werden bis zu 200 000 Mal abgerufen. Wir haben den Web-Video-Preis dafür abgeräumt. . .
. . . und dann kam noch der Grimme-Online-Award in der Kategorie Information. Wie würden Sie diese Nachricht als Meldung für den Postillon verkaufen?
Postillon ohne (!) Bestechung von Jury-Mitgliedern für Grimme-Online Award nominiert.