Für die beiden konservativen Republikaner ist die Wahl Macrons ein bedauerlicher Betriebsunfall. Nicht das konservative Parteiprogramm, sondern die Scheinbeschäftigungsaffäre des Kandidaten François Fillon war es ihrer Meinung nach, was die Republikaner den lange sicher geglaubten Sieg bei den Präsidentschaftswahlen gekostet hat. Bei den Parlamentswahlen wollen die Konservativen die Dinge nun wieder zurechtrücken. Sarkozys Parteifreund François Baroin, der die Wahlkampagne der Republikaner organisiert, spricht von einer „entscheidenden dritten Wahlrunde“, die sich an die zwei der Präsidentschaftswahl anschließe. Mit einer Mehrheit im Parlament hofft Baroin den neuen Staatschef auf konservativen Kurs bringen zu können. Zuversichtlich stimmt ihn dabei, dass 60 Prozent der Franzosen dem künftigen Staatsoberhaupt die zum Regieren erforderliche Mehrheit vorenthalten wollen. Das hat das Meinungsforschungsinstitut Ipsos am Montag wissen lassen.

 

Die schlagkräftige linke Gewerkschaft geht auf die Barrikaden

Immerhin muss Macron nicht mit ansehen, was sich auf der Place de la République zuträgt. Wo nach den schweren Pariser Attentaten die Bürger Trauer, Widerstandsgeist oder auch Solidarität mit den Opfern bekundeten, drängen sich erneut die Menschenmassen. Die schlagkräftige linke Gewerkschaft Confédération générale du travail (CGT) hat dazu aufgerufen, den Neuen auf einer Großkundgebung in seine Schranken zu weisen. Auf Linkskurs soll er gehen, die für Juli angekündigte Arbeitsmarktreform schleunigst aus dem Programm nehmen. Transparente künden davon, wie wenig die Demonstranten vom sozialliberalen Reformprogramm des Erneuerers halten. An Verwerflichkeit stellen sie es mit den fremden- und europafeindlichen Abschottungsplänen der im Stichwahlduell unterlegenen Rechtspopulistin Marine Le Pen auf eine Stufe. „Wir wollen weder Le Pens Pest noch Macrons Cholera“, steht da zu lesen.

Wie steht das demokratische Urgestein Bayrou zu Macron?

Während Macron in sich versunken auf die Blumengebinde der Gedenkzeremonie blickt, wird draußen im Lande heftig über ihn spekuliert. Am nächsten Montag will der neue Hausherr des Élysée-Palasts den Auserwählten vorstellen. Am häufigsten fällt der Name François Bayrou. Der Vorsitzende der Zentrumspartei Mouvement démocrate (Modem) hat zugunsten Macrons auf eine Präsidentschaftskandidatur verzichtet. Für Erneuerung, die der Gewählte den Franzosen versprochen hat, stünde das 65-jährige politische Urgestein allerdings eher nicht.

Macrons Sprecher, Benjamin Griveaux, verkündet am Nachmittag, Macrons Bewegung En Marche! (Vorwärts!) sei vom überfälligen Wandel nicht ausgenommen. Unter dem neuen Namen La République En Marche werde sie im Parlamentswahlkampf um die Gunst des Wählers werben. Es gelte nämlich zu verdeutlichen, dass die Bewegung nicht nur alten Gefolgsleuten, sondern allen Franzosen politische Heimat sein wolle. Und auch einen neuen Chef soll En Marche! bekommen. Macron wird den Vorsitz demnächst niederlegen. „Präsident aller Franzosen“ will er fortan sein.