Von Trumps Charmeoffensive, mit der er im saudischen Riad wie in Jerusalem so gut ankam, war in Bethlehem auch nicht viel zu spüren. Die uralte Geburtskirche, errichtet über der Grotte, in der nach christlichem Glauben Jesus das Licht der Welt erblickte, sparte der hohe Gast aus dem Weißen Haus gleich aus. Auf deren Vorplatz hatten sich Dutzende Angehörige palästinensischer Gefangener versammelt, um sich mit deren Hungerstreik für bessere Haftbedingungen zu solidarisieren. Fotos mit Protesten im Hintergrund wollte Trump unbedingt vermeiden.

 

Abbas wiederum konnte es sich nicht leisten, die Häftlingsfrage – vorherrschendes Thema in den Autonomiegebieten – unerwähnt zu lassen. Er rief im Beisein eines unbewegt dreinschauenden Trump Israel auf, „auf die Forderungen unserer Gefangenen einzugehen“. Überall in Palästina, so Abbas, litten Mütter, weil ihnen Knastbesuche bei ihren Söhnen verwehrt würden. „Unser Hauptproblem ist die Besatzung und die Siedlungspolitik“, machte er ebenso deutlich. Beim Anflug im Helikopter konnte Trump auf die Sperrmauer und die Siedlungen, die Bethlehem einschnüren, freilich höchstens einen flüchtigen Blick werfen.

„So beeindruckend“, notierte Trump ins Gästebuch

Weit näher ging ihm die Zeremonie in der Erinnerungshalle von Yad Vashem, während der er die ewige Flamme zum Gedenken an sechs Millionen Opfer der Schoah neu entzündete. Händchenhaltend mit Ehefrau Melania legte Trump auch einen Kranz auf der Steinplatte nieder, die über der in Konzentrationslagern gesammelten Asche liegt. „So beeindruckend“, notierte er anschließend ins Gästebuch und fügte in großen Buchstaben hinzu: „Niemals vergessen“. Worte könnten die bodenlose Bosheit nicht beschreiben, die sechs Millionen Juden ermordet habe, sagte Trump. Der Holocaust sei die finsterste Stunde der Geschichte gewesen. Die Erinnerung an die Getöteten sei eine feierliche Verpflichtung.