Die Designmesse Blickfang in Stuttgart präsentiert im 30. Jahr 250 Labels aus den Bereichen Möbel, Mode und Schmuck. Auffällig: Ohne das Konzept der Nachhaltigkeit geht inzwischen fast nichts mehr.

Leise surrt der 3D-Drucker von Dennis Maaß vor sich hin. Etwas Rundes entsteht, so viel ist klar. „Die Idee entstand während der Pandemie, als ich für meine Freundin ein Weihnachtsgeschenk gesucht habe“, erzählt der ehemalige Student für Maschinenbau und Fahrzeugtechnik. Herausgekommen ist beim Nachdenken dann nicht nur eine formschöne Vase, sondern gleich eine neue Geschäftsidee.

 

Die Coronapandemie war für viele Designer offenbar eine hochkreative Zeit. Maaß ist nicht der einzige Aussteller auf der Designmesse Blickfang, die am Wochenende in Stuttgart im Kongresszentrum Liederhalle stattfindet, der davon berichtet, dass der Funke während der Pandemie übergesprungen sei. Im Falle der vor rund zwei Jahren gegründeten Ludwigsburger Firma „dennismaas“ war es die Idee, aus einem Kunststoff auf Basis von Pflanzenstärke und der Hilfe der 3D-Drucker-Technik Blumenvasen herzustellen.

250 Labels aus den Bereichen Möbel, Mode und Schmuck

„Wir benötigen pro Vase die Energie, die eine Tiefkühlpizza beim Backen verbraucht“, erklärt der 28-Jährige am Samstag am Messestand. „Das ist zehnmal weniger als bei der Herstellung mit Keramik.“ Was in der Produktion rund zehn Euro kostet, wird für etwas mehr als 30 Euro an die Frau und den Mann gebracht. Das gelungene farbige Rippendesign der Vasen hat der Ingenieur selbst entwickelt. Mittlerweile leben er und insgesamt sechs Mitarbeiter von der Geschäftsidee, 200 Händler in ganz Europa vertreiben das Produkt. „Und bei Vasen muss es ja nicht bleiben“, sagt Maaß.

Im 30. Jahr präsentiert die Messe Blickfang aus 15 Nationen insgesamt 250 Labels aus den Bereichen Möbel, Mode und Schmuck. Auffällig: Ohne das Konzept der Nachhaltigkeit geht inzwischen fast nichts mehr. „Upcycling“, das Umwandeln nutzlos gewordener Stoffe in etwas Neues, steht bei vielen der Aussteller im Kongresszentrum hoch im Kurs.

Wiener Müllabfuhr hilft mit

Ob es die handgefertigten Möbel aus Hafenholz von Dag Jansson Perslow aus Hamburg sind, Taschen aus alten Fahrradschläuchen bei Stef Fauser Design oder Pflanzenständer aus ausgemusterten Lattenrosten, wie sie Maximilian Klammer und Thomas Maurer aus Wien kreieren – modernes Design heißt heute fast immer auch, dass der ökologische Fußabdruck den schönen Gegenstand noch schöner macht.

Bei den beiden Wienern hilft die Müllabfuhr der österreichischen Hauptstadt mit. Sie sammelt, wie Klammer erzählt, für das junge Unternehmen die Lattenroste, die in der Großstadt weggeworfen werden. Klammer und Maurer lassen daraus in einer sozialen Einrichtung ein Multifunktionsmöbelstück namens „snorre“ herstellen. Die Holzlatten sind dabei mittels eines Scherengittermechanismus verbunden. Aufgestellt und ausgeklappt kann aus der patentierten Konstruktion je nach Größe ein Beistell- oder Stehtisch, ein Pflanzen- oder Schirmständer werden. Der Vertrieb läuft über einen Online-Shop. „Wir haben das System der Kreislaufwirtschaft in der Möbelwirtschaft verinnerlicht“, sagt Kammer.

Schaufenster für Designer aus der Region

Wenn die Macher der „Blickfang“ in diesem Jahr werbewirksam betonen, dass sie mit ihrer 30-jährigen Präsenz in Stuttgart „nicht nur sich selbst, sondern vor allem auch den Standort als Hochburg für Design und Architektur“ feiern, kommt damit auch zum Ausdruck, dass die Messe immer auch Schaufenster für junge regionale Designer ist. So stammen nach Auskunft des Messeveranstalters auch in diesem Jahr wieder allein ein Drittel der gezeigten Labels aus der Stadt.

Am Stuttgarter Schützenplatz hat zum Beispiel die junge Firma „fo.goods“ ihr Atelier. Dort kreiert Florian Schuster seit vergangenem Jahr nachhaltige Fahrrad- und Umhängetaschen aus unterschiedlichen Materialien. Auch bei fo.goods ist das nächste Ziel, sagt Schuster, die Taschen künftig aus Recyclingmaterial herzustellen. Den Ideen der jungen Stuttgarter Designer widmet sich in Kooperation mit dem Projekt Brycke eine ganze Sonderfläche auf der Messe.

Auf regionalen Standbeinen stehen auch die Gewinner des Wettbewerbs „Die gute Form 2022“ des Landesverbands des Schreinerhandwerks. So kann auch Johanna Haas aus Ellwangen auf der Messe ihr Gewinnerstück zeigen: einen komplett aus Ahorn gefertigten runden Beistelltisch mit abgesetzten Füßen und Griffen in Messing.

Die Messe Blickfang ist noch am Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.