Kinder der Deutsch-Französischen Grundschule haben ihre Version des Dschungelbuchs auf die Bühne gebracht. Mogli stand nicht im Vordergrund, sondern die Tiere. Die Vorführung war gleichzeitig eine Annäherung zwischen Jung und Alt.

Riedenberg - Ein dunkler Saal. Trommeln ertönen, erst leise, dann immer lauter. Rhythmisch folgt jede demselben Takt. Der Vorhang geht langsam auf. Im Kreis sitzen Sieben- bis Achtjährige, den Blick konzentriert auf ihr Instrument gerichtet. Aus dem Mittelgang ertönt „ja, na, na, nej, na, na“, und der ganze Saal voller kleiner Schauspieler, Lehrer und Eltern nimmt die Melodie auf und singt mit.

 

Aufgeführt wird das Dschungelbuch, „so wie ihr es noch nie erlebt habt“, sagt Horst Emrich. Er ist Theaterpädagoge, spielt selbst und hat zusammen mit Theater- und Schule Stuttgart (TUSCH) an diesem Projekt gearbeitet.

Mogli steht nicht im Vordergrund

„Normalerweise steht immer Mogli im Vordergrund und nicht die Tiere. Heute wird das anders sein“, erklärt Emrich. Und schon wird die Bühne von grünen Schlangen, braunen Bären, grauen Elefanten, schwarzen Panthern, gelben Tigern und orangen Affen erobert. Jede Tierart umfasst eine zweite Klasse der Deutsch-Französischen Grundschule, insgesamt spielen 120 Kinder mit.

„Frau Scholler, der Direktorin, war es wichtig, dass die ganze Klassenstufe mitspielt, damit kein Konkurrenzdenken aufkommt“, erklärt Ismene Schell. Sie ist die Frau, die das Ganze erst möglich gemacht hat.

Die Schule ist ein Partner von fünfen

Vor vier Jahren hat die Projektleiterin mit sieben anderen Gründungsmitgliedern TUSCH Stuttgart ins Leben gerufen. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, kulturelle Projekte in Schulen so zu fördern, dass sie in den herkömmlichen Schulalltag integriert werden. Die Deutsch-Französische Schule ist einer von fünf Partnern der Organisation. „Ismene Schell war die Rettung unserer Idee, Theater an der Schule zu verankern. Sie ist die Macherin mit dem nötigen Know-how und den richtigen Personen, wie Horst Emrich“, sagt Damaris Scholler und weist auf Ismene Schell.

Das Dschungelbuch ist das zweite große Projekt, das in Zusammenarbeit entstanden ist. „Was die Kinder hier mitnehmen, das bleibt, darauf kann man aufbauen“, sagt Damaris Scholler.

Auf der Bühne zuhause

Die Aufführung fand im Seniorenwohnheim Augustinum statt. „Hier wird Begegnung geschaffen, auch zwischen den Generationen“, sagt Ismene Schell. Um die Kinder an die Räumlichkeiten zu gewöhnen, gab es sechs Probentage im Augustinum.

Diese scheinen sich auf der Bühne und im Saal mittlerweile zuhause zu fühlen. Jeder weiß, wann er auf die Bühne muss, nur die Richtung ist manchmal nicht ganz klar. „Die Bühne ist in die andere Richtung, tja die Affen im Dschungel eben“, sagt Emrich zu den Kindern die auf den Ausgang zuhalten und lacht. Er gibt Einsätze zu Liedern und erzählt die Geschichte von Mogli und den Tieren, die sich auf der Bühne abspielt. „Als Mogli zur Schule gehen muss, da wäre er natürlich auf die deutsch-französische Schule in Sillenbuch gegangen, aber er war ja im Dschungel“, erklärt Horst Emrich und die Kinder lachen.

Raubkatzen üben sich in Yoga

Oben auf der Bühne kriechen Schlangen über den Boden. Bären üben ihre Massagetechniken. Raubkatzen versuchen sich im Yoga und vorwitzige Affen erkunden neugierig den Dschungel. Wenn die kleinen Schauspieler gerade nicht selbst auf den Brettern stehen, jubeln und klatschen sie, wenn eine der Gruppen auf der Bühne war.

Dieser Vorstellung soll im nächsten Jahr eine neue folgen, „doch welches Stück es sein wird, steht noch in den Sternen“, sagt Ismene Schell.