Die USA und China sind die wichtigsten ausländischen Märkte für Maschinen und Anlagen aus Deutschland. Und gerade in diesen beiden Ländern sind die Ausfuhren im Halbjahr rückläufig.

Stuttgart - Die Konjunkturabkühlung in China trifft den deutschen Maschinen- und Anlagenbau hart. Im ersten Halbjahr exportierten die hiesigen Unternehmen Maschinen im Wert von 6,9 Milliarden Euro in die Volksrepublik – das sind 11,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt mit. Damit nimmt das ostasiatische Land gerade noch neun Prozent der deutschen Maschinenexporte ab, im Vorjahr waren es noch 10,3 Prozent. Der Rückgang in China dürfte maßgeblich dafür sein, dass der Maschinenexport im ersten Halbjahr insgesamt leicht gesunken ist. Maschinen für 76,7 Milliarden Euro führte die deutsche Vorzeigebranche bis Ende Juni aus, das waren 1,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor. „Damit können wir angesichts der schwierigen Umstände in vielen Regionen der Welt durchaus zufrieden sein“, kommentierte Olaf Wortmann, der Konjunkturexperte des VDMA, die Zahlen.

 

Nicht nur die deutschen Maschinenbauern haben Grund über schlechtere Geschäfte in der Volksrepublik zu klagen, sondern auch die chinesischen Hersteller, erläuterte Wortmann. Grund dafür sei eine Umorientierung der Politik in Peking. Jahrelang wurde das hohe Wachstum des aufstrebenden ostasiatischen Lands von Investitionsgütern getragen; nun soll der Konsum gestärkt werden. Dies spiegeln die Zahlen wider. 2010 hatte das Branchenwachstum in der Volksrepublik bei gut 30 Prozent und 2013 noch bei 15 Prozent gelegen, so Wortmann. In diesem Jahr werde mit einem Zuwachs von nur einem Prozent gerechnet.

Chinesische Maschinenbauer drängen auf den Weltmarkt

Die Folge: In den vergangenen Jahren wurde die chinesische Produktion vom heimischen Markt geradezu aufgesogen, sagte Wortmann. Nun hingegen drängten die Hersteller mit ihren Überkapazitäten auf den Weltmarkt. Sie erschließen sich neue Auslandsmärkte und weiten die Geschäfte in bestehenden Märkten wie Deutschland aus. So haben die Chinesen im ersten Halbjahr Maschinen im Wert von knapp drei Milliarden Euro nach Deutschland exportiert; beinahe zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Wortmann erwartet aber nicht, dass der Maschinenbau in eine ähnliche Situation wie die Stahlindustrie geraten könnte. Zur Erinnerung: Die Chinesen überschwemmen aufgrund ihrer gigantischen Überkapazitäten bei Stahl geradezu den Weltmarkt – und dies zu Dumpingpreisen. Viele deutsche und europäische Stahlhersteller kämpfen mit massiven wirtschaftlichen Problemen. Nicht nur die EU, vor allem auch die USA haben Strafzölle verhängt. Der Unterschied zum Maschinenbau: „Maschinen werden nie alleine über den Preis, sondern vor allem über die Qualität verkauft“, erläuterte der VDMA-Experte.

Der Boom in den USA ist vorerst vorbei

Aber nicht nur die Entwicklung in der Volksrepublik, sondern auch die in den USA gibt den Maschinenbauern wenig Grund zur Freude. Der Boom von 2015, als der deutsche Maschinenexport in die USA um gut elf Prozent in die Höhe schnellte, scheint vorerst vorbei. Im ersten Halbjahr 2016 waren die Ausfuhren in das Land sogar um 0,9 Prozent rückläufig. Trotzdem sind die USA der größte Auslandsmarkt für die hiesigen Unternehmen geblieben. Dennoch dürften viele deutsche Maschinenbauer enttäuscht sein. In einer Umfrage des VDMA von Anfang 2016 hatten noch drei von vier Maschinenbaufirmen damit gerechnet, in diesem Jahr mehr Geschäfte jenseits des Atlantiks zu tätigen. Diese Zuversicht wurde auch durch den Besuch von US-Präsident Barack Obama auf der Industriemesse in Hannover genährt. Aber schon damals warnte der VDMA vor dem nachlassenden Rückenwind durch die Währungsrelationen.

Zuwächse verbuchen konnten die Maschinenbauer bis Ende Juni dagegen bei den Ausfuhren in die EU (plus 1,7 Prozent) und in die Türkei (plus 5,6 Prozent). www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.vor-der-hannover-messe-maschinenbau-setzt-auf-wied...