Der diesjährige Deutsche Fernsehpreis bei der ARD ist nach neuen Regeln unter Protest vergeben worden.

Stuttgart - Hape Kerkeling trug ihn am Revers, die üppig körperbemalte ZDF-Morgenfrau Dunja Hayali schmückte ihr langes Schwarzes damit, und auch bei Annette Frier blitzte er auf der Brust: der Protest-Button. Vier mal vier Zentimeter klein, metallisch und mit der Beschriftung "Ich bin preiswert", was man auf dem Bildschirm allerdings nicht entziffern konnte. Was wie eine Rabattaktion im Sommerschlussverkauf anmutete, sollte Unmut ausdrücken über das neue Reglement beim Deutschen Fernsehpreis, den die ARD Sonntagabend als Aufzeichnung übertrug.

Ein paar Prominente zeigten sich also solidarisch mit Regisseuren, Drehbuchautoren, Kameraleuten, Maskenbildnern und Komponisten, die in diesem Jahr beim Fernsehpreis nicht mehr einzeln auf die Bühne gebeten wurden, weshalb sich die Stifter des Fernsehpreises, die vier großen Sendeanstalten ARD, ZDF, RTL und Sat-1- Pro-Sieben den Zorn der Kreativbranche auf sich geladen haben. Die Preiskategorien wurden auf 18 reduziert und zum Teil entpersonalisiert, was zur Folge hat, dass allen Urhebern eines Werks Ehrung widerfährt und gleich ein Dutzend Kreative auf die Bühne muss. Die Stifter glauben, aber nur sie, mit diesem Bühnengang en bloc die Übergabe der Plexiglas-Trophäe publikumswirksamer zu gestalten.

Bei der ARD überwog der Ernst


Was der Fernsehzuschauer davon hat, wenn ein undefinierbares Dutzend sich knubbelt, um den einen Sammelpreis fürs gemeinsame Werk entgegenzunehmen, erschließt sich nicht. Es bleibt nur hängen, dass Annette Frier den Preis für die beste Serie, für die proletarisch-komische "Danni Lowinski" (Sat1), abgeräumt hat. Frier bedankte sich artig beim Team und las dann Unartiges von einem Zettel ab: dass Stifter und Kreative "ihren beleidigten Arsch an einen Tisch setzen" sollen, "um für die Preisverleihung 2011 eine konstruktive Lösung zu finden, so dass wir uns nächstes Jahr wieder alle gemeinsam besaufen können". Nun gut, man kann das sicher feiner ausdrücken. Aber sonst hatte sich eh keiner getraut, auf der Bühne etwas zum Top-Thema des Abends zu sagen.

Wie diese "konstruktive Lösung" aussehen könnte, erklärte die Komikerin übrigens nach der Gala. Nach Vorbild der Oscars könne man ja die Veranstaltung verlängern, Kameraleute, Regisseure etcetera am Anfang ehren, die Szenen dann herausschneiden und nur ein Best-of senden.