Dieter Golombek, der Erfinder des Lokaljournalistenpreises, verlässt nach 34 Jahren die Jury. Am Montag wurde der erste Preis an die „Sächsische Zeitung“ vergeben. Der Deutsche Lokaljournalistenpreis gilt als „Oscar“ für Lokaljournalisten.

Stuttgart - Der Deutsche Lokaljournalistenpreis gilt als „Oscar“ für Lokaljournalisten. Vier Mal hat die Stuttgarter Zeitung diese Auszeichnung bisher erhalten. „Sie spielt damit in der Eliteliga der deutschen Regionalzeitungen“, sagt Dieter Golombek, der den Preis vor 34 Jahren erfunden hat. Nun gibt Golombek den Vorsitz der Jury ab. Sein Appell zum Abschied: „Halten Sie die Qualität des Lokalteils hoch, er ist das Herz der Zeitung.“

 

Es ist der wichtigste Zeitungspreis in Deutschland: Der Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Bis zu 700 Bewerbungen gehen jedes Jahr bei der Jury ein. Bei der Preisverleihung am Montag in Dresden ging der 1. Preis an die „Sächsische Zeitung“ für ihre engagierte Familien-Serie. In den vergangenen Jahren wurde auch die Stuttgarter Zeitung bereits vier Mal mit dem begehrten Preis ausgezeichnet. Das ist dem scheidenden Juryvorsitzenden ein besonderes Lob wert: „Wer so oft zu den Preisträgern gezählt hat, dessen Qualität ist über jeden Zweifel erhaben. Die Leser können stolz auf ihre Zeitung sein.“

„Mister Lokaljournalismus“

Für Dieter Golombek (73) war es das letzte Mal, dass er die Preise vergab. Hans-Gert Pöttering, der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung,verabschiedete „Mister Lokaljournalismus“ nach 34 Jahren als Jurysprecher: „Seit 1980 gibt er dem Deutschen Lokaljournalistenpreis Gesicht und Profil.“ Dieter Golombeks Nachfolge tritt Heike Groll an, die seit mehreren Jahren bereits in der Jury sitzt. Sie arbeitet in der Chefredaktion der „Volksstimme Magdeburg“.

Als Golombek 1980 den Preis ins Leben rief, galten Lokaljournalisten als unterste Kaste. Neben den Kollegen im Politik-Ressort, Wirtschaft oder Feuilleton waren sie das fünfte Rad am Wagen. Dagegen wollte Golombek ein Zeichen setzen: „Der Preis sollte zeigen, zu welchen Höchstleistungen Lokaljournalisten in der Lage sind.“ Die Kriterien sind anspruchsvoll. In die Auswahl kommen nur Zeitungen, die bürgernahe Konzepte umsetzen, schwierige Themen aufgreifen, sich zum Anwalt der Leser machen oder engagierten Service bieten.

Das Renommee ist sein Verdienst

Das Renommee des Preises ist vor allem Golombeks Verdienst. Er setzte sich von Anfang an für eine unabhängige Jury ein. Denn die Tatsache, dass die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung den Preis auslobt, ließ viele Journalisten die Nase rümpfen. So prägte der Juryvorsitzende den Leitsatz: „Der Preis zeichnet journalistische Qualität aus und keine Gesinnung.“ Das war nicht selbstverständlich. Golombek erinnert sich, dass es immer wieder Beschwerden von CDU-Provinzfunktionären gab, weil die Jury allzu kritische Redaktionen auszeichnete. Aber die Stiftung habe die Jury stets verteidigt.

Die Geschichte des Preises ist ein Abbild der Themen, die in den vergangenen drei Jahrzehnten die Menschen bewegt haben. Die Redaktionen schrieben über Umweltschutz, Stadtentwicklung und Ausländer, beschäftigten sich mit Arbeitslosigkeit und demografischem Wandel, Gesundheit und Bildung, Bürokratie und Wohnungsnot. Sie arbeiteten historische Themen auf, von den Gräueln der Nazizeit bis zur Diktatur in der DDR. Und sie mischten sich ein, gaben den Bürgern eine Stimme, schufen ein Diskussionsforum vor Ort.

„Es gab und gibt auch viel Elend“

Golombek kennt allerdings auch die andere Seite: „Es gab und gibt viel journalistisches Elend.“ So mancher eingereichte Artikel ließ die Jury staunen, wie so etwas überhaupt gedruckt werden konnte. Daran habe sich in den letzten dreißig Jahren nichts geändert.

Was sich aber geändert hat, sei das Bewusstsein in vielen Medienhäusern. „Es gibt immer mehr Chefredakteure, die konzeptionell denken, die Freiräume schaffen für wichtige und große Geschichten“, sagt Golombek. Das tue nicht nur den Zeitungen gut, sondern der Gesellschaft insgesamt. Golombek: „Guter Journalismus ist ein Lebenselexier für die Demokratie.“