Schon im Sommer 2017 gingen der Deutsche Skiverband und sein aus Stuttgart stammender Generalsekretär wieder getrennte Wege. Inzwischen hat sich ein Gericht mit dem Abgang beschäftigt – und alles klingt ganz anders als damals.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Die Presseerklärung des Deutschen Skiverbandes (DSV) enthielt auf den ersten Blick nichts Neues. Was der Verband im Februar während der Olympischen Winterspiele vermeldet hatte, war in der Sportwelt bereits seit etlichen Monaten bekannt: Florian Kurz (45), der aus Stuttgart stammende Sportmanager und Sportmarketing-Experte, ist nicht mehr Generalsekretär und Geschäftsführer beim DSV.

 

Erst bei genauerer Lektüre fiel der Unterschied zur ersten Verlautbarung auf. Damals, im Juli 2017, hatte der vom einstigen Stuttgarter Oberlandesgerichtspräsidenten Franz Steinle geführte Verband Medienberichte über Kurz’ Ablösung knapp bestätigt. Jawohl, hieß es, man habe sich „mit sofortiger Wirkung“ von dem erst im Herbst 2015 gekommenen Generalsekretär getrennt. Darüber hinaus gab es keinen Kommentar. Nun klang es ganz anders. Kurz verlasse den Verband „in gegenseitigem Einvernehmen“, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zuzuwenden. Präsident Steinle danke ihm für die geleistete Arbeit und wünsche „für die berufliche und private Zukunft alles Gute“.

Erheblicher Geldbetrag zum Abschied

Die neue Lesart ist das Ergebnis eines Vergleichs, den der Sportmanager und der Skiverband vor dem Landgericht München geschlossen haben. Beide Seiten haben sich darin verpflichtet, darüber hinaus nichts mehr zu der Angelegenheit zu sagen. Sowohl ein DSV-Sprecher als auch der Anwalt von Kurz lehnten daher weitere Auskünfte ab. Nach Informationen unserer Zeitung wehrte sich der Ex-General per Klage erfolgreich gegen eine fristlose Kündigung, die wegen einer angeblichen Störung des Betriebsfriedens erfolgt sein soll.

Nicht nur dafür sah das Gericht offenkundig keinen Grund, es sprach dem Kläger auch noch einen erheblichen Geldbetrag zu; zu dessen genauer Höhe wollte sich ein Gerichtssprecher auf Anfrage nicht äußern. Die gegenseitigen Ansprüche seien mit der einvernehmlichen Trennung, der Zahlung und der Veröffentlichung der Presseerklärung abgegolten.

Widerstände gegen den Quereinsteiger

In gewisser Weise war Kurz 2015 sogar geholt worden, um den Betriebsfrieden zu stören. Man habe ganz gezielt auf einen Quereinsteiger gesetzt, hieß es bei seiner Verpflichtung. Ein frischer Blick von außen könne dem Verband nur guttun. Doch aus Branchenkreisen hört man, der Nachfolger des langjährigen Generalsekretärs Thomas Pfüller sei auch an alten Machtstrukturen gescheitert. Bei den Platzhirschen sei es gar nicht gut angekommen, dass und wie Kurz die Verbandsorganisation umkrempeln wollte. Schon bald sei er auf erhebliche Widerstände gestoßen, die mit der Zeit immer mehr zunahmen; schließlich kam es zum Showdown.

Bald nach Kurz’ Abgang war klar, dass es keinen Generalsekretär mehr geben würde. Inzwischen wurde aus langjährigen DSV-Leuten ein fünfköpfiges Vorstandsteam formiert. An dessen Spitze steht ein Vorstandssprecher, der langjährige Geschäftsführer der Leistungssport-GmbH, Hubert Schwarz. Flankiert wird er von zwei Geschäftsführer-Kollegen und zwei Sportdirektoren. Dieses Modell sei „letztendlich die konsequenten Weiterentwicklung unserer modernen Verbandsstrukturen“, verkündete Steinle. Die immer komplexeren Aufgaben machten es notwendig, die verschiedenen Bereiche „enger als bisher zu verzahnen“. Auch zwischen ehrenamtlichem Präsidium und hauptamtlichem Vorstand laufe die Kommunikation so noch besser. Ähnlich euphorisch klang der DSV-Chef übrigens einst bei der Bekanntgabe der Personalie Kurz: In ihm habe man „den aus unserer Sicht idealen Nachfolger“ gefunden.

Neue Aufgabe in Aussicht

Kurz konzentriert sich derweil wieder auf seine Aufgabe bei der Schweizer Sportmarketingfirma ESB. Dort sitzt er seit 2013 im Verwaltungsrat. Seine künftige Tätigkeit, heißt es auf der ESB-Homepage geheimnisvoll, werde „in Kürze veröffentlicht“.

Der Verbandspräsident Steinle lässt seine Zukunft hingegen noch länger offen. Als Gerichtschef inzwischen pensioniert, hätte er nun noch mehr Zeit für das Ehrenamt. Gewählt ist er bis zum Jahr 2020. Ob er dann noch einmal antritt, so ein Sprecher, „ist noch nicht entschieden“.