Die Nationalelf bleibt in der Vorrunde ohne Gegentreffer, tut sich aber beim Toreschießen schwer. Mit dem Achtelfinale beginnt bei der EM „ein neues Turnier“, weiß Thomas Müller – und fühlt sich gut gerüstet.

Paris - Donnernden Beifall gibt es in der nordirischen Kabine für Michael McGovern, den Teufelskerl zwischen den Pfosten. Auch Thomas Müller hätte vermutlich anerkennend mitgeklatscht, wäre er dabei gewesen. Schließlich war nicht zuletzt er es gewesen, der von dem Briten zur Verzweiflung gebracht wurde. Chance um Chance vergab der Münchner beim 1:0-Sieg, was ihn einerseits ärgerte – anderseits: „Wir müssen ja nicht jetzt schon alles in Grund und Boden spielen.“

 

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Mit dem Ende der Gruppenphase, das weiß auch Müller, beginnt bei der Europameisterschaft in Frankreich „ein neues Turnier“. Gut gerüstet fühlt sich die deutsche Mannschaft für die entscheidenden Spiele, das Achtelfinale am Sonntag (18 Uhr) in Lille soll nur der Auftakt sein. „Alle Grundzutaten für den Erfolg sind da“, sagt Müller, nachdem die DFB-Auswahl so langsam in Schwung gekommen ist.

Die Defensive

Bis zum letzten EM-Testspiel gegen Ungarn (2:0) hatte es die deutsche Mannschaft in dieser Saison in keinem Länderspiel geschafft, zu Null zu spielen. 14 Gegentore in acht Spielen – so lautete die Bilanz, ehe sich Joachim Löw, zwischen den Turnieren ein Freund des sorglosen Offensivfußballs, in der EM-Vorbereitung dranmachte, den Blick auch wieder auf die Defensive zu richten. Mit Erfolg: ohne Gegentor ist das deutsche Team durch die Vorrunde gekommen. Keine Kunst, kann man einwenden, die Gegner waren schließlich nur Ukraine, Polen und Nordirland. Doch dürfte es auch stärkeren Nationen schwerfallen, Tore zu schießen, zumal bei Jerome Boateng nach seiner Wadenverhärtung kein Grund zur Sorge besteht.

Die Offensive

Drei Tore in drei Spielen – es ist eine bislang karge Ausbeute, die der Weltmeister vorzuweisen hat. Dem ersten Treffer ging eine Standardsituation voraus, dem zweiten ein Konter in der Nachspielzeit; und nur mit etwas Glück fand gegen Nordirland der Schuss von Mario Gomez den Weg ins Tor. Grund zur Hoffnung gibt es dennoch, denn anders als gegen Polen erspielte sich der deutsche Angriff zum Vorrundenabschluss Torchancen zuhauf. Dass sie vergeben wurden, trübt den Gesamteindruck – das Tempo und der Spielwitz aber, die in den ersten beiden Partien so sehr vermisst wurden, machen Hoffnung.

Die Alternativen

Mancher Spieler im 23-Mann-Kader wird vermutlich EM-Tourist bleiben – denn Löws Team scheint in weiten Teilen zu stehen. Hinten rechts hat Joshua Kimmich bewiesen, dass er viel mehr ist als nur ein Ersatz für Benedikt Höwedes. Und im Angriff hat sich gegen Nordirland gezeigt, dass es nicht die schlechteste Option ist, Mario Gomez aufzubieten, um die Gegner auf sich zu ziehen und Räume für die anderen zu schaffen. Als Wackelkandidat gilt Mario Götze, während die Zeit von Bastian Schweinsteiger bald anbrechen könnte. Er mache weiter Fortschritte, so heißt es, in den entscheidenden Spielen könnte der Kapitän wieder ins Team rücken.