Der Kreisdiakonieverband, die Karlshöhe Ludwigsburg und der Bietigheimer Tafelladen vereinen sich im neuen Diakoniezentrum. Dieses soll ein Ort der Begegnung werden, der Synergien – und der Inklusion pur.

Bietigheim-Bissingen - In Managerkreisen würde man in einem solchen Fall von einer Win-win-Situation sprechen, die drei sozialen Träger nennen es Inklusion pur: Der Tafelladen Bietigheim-Bissingen, der Kreisdiakonieverband Ludwigsburg und die Karlshöhe Ludwigsburg stemmen ein gemeinsames Projekt, bei dem jeder von jedem profitieren soll. Diakoniezentrum lautet der Arbeitstitel – das hört sich nach Hilfe für Bedürftige an, soll aber eine Anlaufstelle für alle Bürger sein.

 

Die Lage der neuen Einrichtung jedenfalls sei erfolgsversprechend, finden die Initiatoren: Das Diakoniezentrum soll in der Freiberger Straße 51 eingerichtet werden, gut sichtbar an der größten Kreuzung im Bietigheimer Stadtteil Buch, mit zahlreichen Parkplätzen vor der Tür und nicht weit entfernt vom Bahnhof. Die 550 Quadratmeter, in denen einst das Energy-Centrum und später eine Gastronomie betrieben wurden, werden sich der Bietigheimer Tafelladen, ein neuer Diakonieladen und eine Werkstatt für Menschen mit sozialen Problemen teilen. Zudem ist eine Café-Ecke als Begegnungsstätte geplant.

Begegnungsstätte für Menschen aller sozialer Schichten

Von außen sichtbar wird nur der Diakonieladen sein. In diesem werden gespendete Gebrauchtwaren – Kleidung, Geschirr, Haushaltsutensilien – zu geringem Preis verkauft. „Es gibt immer mehr Menschen, die auf solche Angebote angewiesen sind“, sagt Martin Strecker, der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbandes. Allerdings gebe es auch immer mehr Leute, die sich zwar Neuware leisten könnten, aber lieber günstige Jeans oder Pullover zweitverwerteten. Und genau solche Kunden wolle man anziehen, damit sich in dem Diakoniezentrum Menschen mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund begegnen.

„Uns ist wichtig, dass der Laden keinen Armutscharakter hat“, sagt Martin Gebler vom Vorstand des Tafelladens. So könnten die Kunden einkaufen, ohne als bedürftig abgestempelt zu werden. Auch die Besucher des Tafelladens würden nicht gleich als solche erkannt, weil dieses Geschäft in den hinteren Räumen untergebracht werden und über den Diakonieladen zugänglich sein soll. Die Karlshöhe wird ebenfalls im hinteren Teil des Gebäudes Quartier beziehen und dort eine Kreativwerkstatt einrichten, in der Menschen mit sozialen Problemen Kleidung fertigen und Montagearbeiten verrichten können.

Die soziale Teilhabe ist ein wichtiger Aspekt

Diese Möglichkeit sei „ein absoluter Glücksfall“, schwärmt Thomas Klenk, der Leiter des Geschäftsbereichs Arbeit und Technik der Karlshöhe. Anderthalb Jahre lang habe man nach Arbeitsstätten außerhalb der Karlshöhe gesucht, in denen die Betreuten weniger isoliert sind. Durch Zufall kam er mit Martin Strecker ins Gespräch – und war sofort im Boot. „Die soziale Teilhabe ist ein wesentlicher Punkt“, sagt Klenk. Nicht nur hätten die Betreuten Kontakt zu den Mitarbeitern von Tafel- und Diakonieladen: es werde auch überlegt, für sie Praktika in den Läden zu ermöglichen. Dort hätten sie wiederum Kontakt zu den Kunden. Zudem würden auch die Kirchengemeinden eingebunden, die bereits ihre Unterstützung zusagten und über die die Ehrenamtlichen rekrutiert werden sollen: „Das ist Inklusion pur“, sagt Thomas Klenk. Zudem mache der Zusammenschluss jedes einzelne Projekt stärker: „Allein wird man deutlich mehr stigmatisiert.“