Klaus-Peter Murawski darf von allen engen Beratern Kretschmanns als der wahre Vertraute des Regierungschefs gelten. Der frühere Stuttgarter Bürgermeister hält dem Ministerpräsidenten den Rücken frei. Er entscheidet – manchen zu schnell, nicht wenigen zu selbstherrlich. „Murawski regiert das Land wie der schwarze Geist von Hamlets Vater.“ Das mutmaßt der FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke im Landtag öffentlich. Der Anthroposoph Klaus-Peter Murawski („KPM“), wie stets in Schwarz gekleidet, lehnt sich, die Arme vor der Brust verschränkt, lächelnd zurück. „Dieses Sitzungsprotokoll lässt sich Murawski rahmen, das geht ihm runter wie Öl“, tönen die Exregierungsmitglieder aus den Reihen der SPD und spielen darauf an, dass „KPM“ nicht frei von Eitelkeiten ist.

 

Ob „KPM“ wie der Geist, der Hamlet zur Rache anstiftete, das Handeln Kretschmanns grundsätzlich bestimmt, ist unbestätigt, aber tatsächlich leitet er zumindest die Alltagsgeschäfte der Landesregierung. „KPM regiert vor sich hin“, heißt es aus Kabinettskreisen. Er war schon seit 2011 wichtig als Chef der Staatskanzlei und kam im Mai 2016 zu noch größeren Ehren als Staatsminister. Er teilt mit dem Ministerpräsidenten nicht nur den Geburtstag am 17. Mai (allerdings ist er zwei Jahre jünger), er bedient ganz die bürgerliche Seite des Regierungschefs. Mit den Grünen habe der gebürtige Erfurter eigentlich nichts am Hut, konstatieren führende Parteimitglieder. Er ist der CDU-Versteher, in einem Maß, das vielen Grünen viel zu weit geht. Regelmäßig trifft „KPM“ sich mit Julian Würtenberger, dem Amtschef und Martin Jäger, dem Staatssekretär, in Thomas Strobls Innenministerium. So schlägt er eine wichtige Brücke zum neuen Koalitionspartner der Grünen. Und selbst die, die ihn nicht mögen, erkennen an, Murawski sei ein herausragender Politmanager.

Niedersache als Berliner Außenposten

Den Beraterbund ergänzen Volker Ratzmann und Florian Hassler. Ratzmann ist Kretschmanns Statthalter in Berlin. Er kam 2012 als bundespolitischer Koordinator für den grünen Teil der Landesregierung in die Landesvertretung. Jetzt soll er als Staatssekretär und Bevollmächtigter des Landes beim Bund für Kretschmann in Berlin die Kastanien aus dem Feuer holen. Die Grünen haben in den Ländern an Einfluss gewonnen. Elf Länder kommen inzwischen zum „G-Kamin“, den Ratzmann koordiniert. Der 56-jährige Jurist aus Niedersachsen stehe Kretschmann nicht unbedingt persönlich sehr nahe, heißt es in Grünen-Kreisen, auch den baden-württembergischen Grünen nicht, aber er bespiele die Berliner Bühne gut.

Fußballer im Taktikstab

Ganz nah beim Ministerpräsidenten ist dagegen Florian Hassler, der Büroleiter. Der Fußballfreund ist von allen in Kretschmanns Hintermannschaft am meisten mit dem Regierungschef unterwegs. Er kam als ehemaliger Referent der Europaabgeordneten Heide Rühle zu Kretschmann. Der Maichinger (Jahrgang 1977) hätte 2011 in den Bundestag nachrücken können. Er zog es vor, Büroleiter bei Kretschmann zu werden und avancierte zu dessen rechter Hand und Mitglied im Taktikstab. Hassler verfüge sowohl über Kontakte nach Europa als auch in die Bundestagsfraktion und den grünen Bundesvorstand. Das stärkt seinen Einfluss und macht ihn zum Teil des engsten Beraternetzwerks.