Das stur Geradlinige war seine Sache also nie, darum hat er kein Problem mit abrupten Richtungswechseln im Film, findet lebensumwälzende Entscheidungen seiner Figuren nie ein Problem. In „Out of Rosenheim“, seinem auch international noch immer größten Erfolg aus dem Jahr 1987, spielt wieder Marianne Sägebrecht die Hauptrolle. Ihre Figur beendet während eines Amerika-Urlaubs spontan eine unglückliche Ehe, steigt mitten im Nirgendwo aus dem Auto und marschiert ins Unbekannte los. In einem maroden Motel schließt sie Freundschaft mit der afroamerikanischen Inhaberin und den randständigen Figuren, die sich hier versammeln.

 

Das klingt wie eine jener gewollten Hauruck-Beglückungen, wie sie - auch dank Adlons Erfolg – müde Routine im deutschen Wohlfühlfernsehen geworden sind. Bei Adlon aber sind das Prickelnde, das Frische, das Ungewisse und das Scheiternsnahe so einer Verrücktheit immer zu spüren. Adlon selbst siedelte damals übrigens mit seiner Frau und Mitarbeiterin Eleonore selbst dauerhaft in die USA über. Das sei die Erfüllung eines alten Traums gewesen, und sie hätten es nie bereut, sagt er. Und seinen Figuren will er nicht prinzipiell verweigern, was er selbst hinbekommen hat.

Fruchtgummibunt, aber ohne Schablone

Mit Neonfarben zu arbeiten, ganze Szenen einzufärben wie Fruchtgummitierchen, Popmusik eine tragend miterzählende Rolle zukommen zu lassen – das sind Adlon-Markenzeichen jener Jahre. Mit dem verbissenen, weltuntergangsfinsteren Oppositionskino der deutschen Autorenfilmerschule scheint das zunächst wenig zu tun zu haben. Aber der Mann, der in „Fünf letzte Tage“ von Sophie Scholl und in „Salmonberries“ von einer deutschstämmigen Waise in Alaska auf der Suche nach ihrer Herkunft erzählt, mag wie die Autorenfilmer nicht nach Schablone arbeiten. Die Filmindustrie brauche erfolgreiche Muster, gesteht er ein. Aber es brauche auch „ein paar Leute, die Neues ausprobieren, Ungewöhnliches, sonst läuft das Publikum davon. Nummer-sicher-Filme langweilen die Leute auf Dauer.“ Nummer-Sicher-Filme hat Percy Adlon darum nie gedreht.