Dass die Inflation niedrig ist, beunruhigt die Europäische Zentralbank. Die EZB sollte aber nicht noch mehr Geld drucken, meint StZ-Redakteur Roland Pichler.

Berlin - Für die Konsumenten sind das gute Nachrichten: In Deutschland und im gesamten Euroraum gibt es so gut wie keine Teuerung. Dass die Preise für Benzin und Heizöl spürbar gesunken sind, wirkt sich auf die Inflationsrate aus, die wenig mehr als null Prozent beträgt. Was aus Sicht des Verbrauchers erfreulich ist, sieht die Europäische Zentralbank (EZB) als Problem an. EZB-Präsident Mario Draghi begründet die extreme Niedrigzinspolitik und den massiven Ankauf von Staatsanleihen damit, den Euroraum vor einer Phase mit sinkendem Preisniveau zu bewahren. Die EZB nimmt die Sorgen vor einer Deflation ernst, weil dies einen Abschwung verstärken kann. Mit der expansiven Geldpolitik will sie erreichen, dass die Inflationsrate wieder steigt. In Deutschland herrscht beim Thema aber Gelassenheit.

 

Auch wenn die EZB mit ihren Maßnahmen die Länder in Südeuropa im Blick haben muss, sollte sie sich hüten, noch stärker auf die Druckerpresse zu setzen. Gerade weil die stagnierenden Preise auf Sondereffekte bei den Energiekosten zurückzuführen sind, bewirken mehr Anleihenkäufe wenig. Die EZB muss sich vielmehr fragen lassen, ob sie mit lockerer Geldpolitik ihre Ziele erreicht. Die laxe Geldpolitik hat bisher keinen Aufschwung im Euroraum herbeigeführt. Dafür treten die schädlichen Nebenwirkungen immer stärker zu Tage.