Inzwischen stehen neben Steffen Herberger zwei weitere Herren am Spielfeldrand. Sie stecken die Köpfe zusammen, tuscheln, lassen ihren Blick schweifen. Es sind der erste, der zweite und der dritte Vorsitzende des Vereins. Ein erstaunlicher Apparat für einen Club, der kaum elf Spieler auf den Platz bringt.

 

Doch es ist viel passiert, seit der bereits totgesagte Traditionsclub zu neuem Leben erweckt wurde. Hundert Mitglieder konnten gewonnen werden und ein paar namhafte Herren, die an seiner Spitze stehen: Vereinschef Michael Obert ist Karlsruhes Baubürgermeister und sein Stellvertreter Andreas Reifsteck Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft und CDU-Funktionär. Dazwischen Steffen Herberger, dessen Name und Know-how Gold wert sind.

Steffen Herberger kam zum Karlsruher FV, weil er in seiner Freizeit ein bisschen Fußball spielen wollte. Er ist gerade 28 Jahre alt, Unternehmensberater und gewohnt, alles ziemlich schnell auf den Punkt zu bringen. Der Punkt ist, dass der Karlsruher FV eine riesengroße Geschichte, aber kaum eine Gegenwart hat. „Das wollen wir ändern“, sagen Obert, Reifsteck und Herberger unisono. Sie arbeiten fieberhaft daran, dass der KFV auf sein altes Vereinsgelände zurückkehren darf.

Dort steht zwar zwischenzeitlich ein Altenheim, aber ein paar große Fußballplätze sind übrig geblieben. Sie würden reichen, wenn der benachbarte Verein FC West bereit wäre, sein Areal mit dem KFV zu teilen. Ein heikles Unterfangen, weil alle davon ausgegangen waren, dass die Geschichte des insolventen Traditionsvereins vorüber ist. Hätte nicht jemand versäumt, ihn aus dem Vereinsregister zu löschen, wäre er vermutlich längst vergessen.

Der Meister-Wimpel ist wieder aufgetaucht

So aber ist der Karlsruher FV zum Projekt geworden von ein paar Fußballbesessenen, in denen der Kampfgeist erwacht ist. Andreas Reifsteck und Steffen Herberger lieben es, über das alte Vereinsgelände zu spazieren. Sie halten an einer Straße, die einstmals Karlsruher Weg hieß. Jetzt heißt sie Julius-Hirsch-Straße und der Platz daneben Gottfried-Fuchs-Platz.

Das Gebäude der Telegrafenkaserne steht noch immer. Die Tribüne und das Clubhaus jedoch wurden plattgemacht, ausgerechnet im Sommer 2006, als in Deutschland die Fußball-WM stattfand.

„Das muss man sich mal vorstellen, das erste Stadion der Nationalmannschaft, einfach abgerissen!“ Der Mann, der das sagt und feinsäuberlich recherchiert hat, heißt Steffen Herberger. Er ist der Urgroßneffe des berühmten Bundestrainers Sepp Herberger und einer der Idealisten, die fest daran glauben, dass der Karlsruher FV eine Zukunft hat. Gerade ist Herberger auf dem Fußballplatz angekommen. Die zweite Mannschaft hat inzwischen 0:11 verloren oder 0:12. Es kommt darauf an, wen man gerade fragt. Jetzt steht die erste Mannschaft auf dem Platz. Sie ist Tabellenvorletzter, ein gewisser Erfolg. Am ersten Spieltag holte sie sogar ein Unentschieden, das wie ein Sieg gefeiert wurde.

Es ist so schwer, einen Verein wieder in Gang zu bringen, der keine eigene Jugendarbeit mehr hat und kein eigenes Vereinsgelände. Derzeit ist man Gast der Spielvereinigung Olympia Hertha. Zwei Sportplätze mitten im Wald, der eine nicht mehr als ein holpriger Acker. Es ist bereits die vierte Spielstätte, auf der sich der KFV eingemietet hat. Ein elendes Herumvagabundieren, das Gift für das neue Vereinsleben ist.

Im Augenblick verfolgen etwa zehn Zuschauer das Spiel der ersten Mannschaft. Ein paar Hundert Meter weiter jubeln Tausende dem Zweitligisten Karlsruher SC zu. Es war irgendwann in den fünfziger Jahren, als der KSC den KFV zu überholen begann. Alle paar Jahre rutschte der KFV ein wenig weiter ab. Als man sich 1969 ein nagelneues Clubhaus auf das Gelände an der Telegrafenkaserne stellte, da konnte man es sich eigentlich schon nicht mehr leisten.

Neues Leben für den Traditionsverein

Inzwischen stehen neben Steffen Herberger zwei weitere Herren am Spielfeldrand. Sie stecken die Köpfe zusammen, tuscheln, lassen ihren Blick schweifen. Es sind der erste, der zweite und der dritte Vorsitzende des Vereins. Ein erstaunlicher Apparat für einen Club, der kaum elf Spieler auf den Platz bringt.

Doch es ist viel passiert, seit der bereits totgesagte Traditionsclub zu neuem Leben erweckt wurde. Hundert Mitglieder konnten gewonnen werden und ein paar namhafte Herren, die an seiner Spitze stehen: Vereinschef Michael Obert ist Karlsruhes Baubürgermeister und sein Stellvertreter Andreas Reifsteck Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft und CDU-Funktionär. Dazwischen Steffen Herberger, dessen Name und Know-how Gold wert sind.

Steffen Herberger kam zum Karlsruher FV, weil er in seiner Freizeit ein bisschen Fußball spielen wollte. Er ist gerade 28 Jahre alt, Unternehmensberater und gewohnt, alles ziemlich schnell auf den Punkt zu bringen. Der Punkt ist, dass der Karlsruher FV eine riesengroße Geschichte, aber kaum eine Gegenwart hat. „Das wollen wir ändern“, sagen Obert, Reifsteck und Herberger unisono. Sie arbeiten fieberhaft daran, dass der KFV auf sein altes Vereinsgelände zurückkehren darf.

Dort steht zwar zwischenzeitlich ein Altenheim, aber ein paar große Fußballplätze sind übrig geblieben. Sie würden reichen, wenn der benachbarte Verein FC West bereit wäre, sein Areal mit dem KFV zu teilen. Ein heikles Unterfangen, weil alle davon ausgegangen waren, dass die Geschichte des insolventen Traditionsvereins vorüber ist. Hätte nicht jemand versäumt, ihn aus dem Vereinsregister zu löschen, wäre er vermutlich längst vergessen.

Der Meister-Wimpel ist wieder aufgetaucht

So aber ist der Karlsruher FV zum Projekt geworden von ein paar Fußballbesessenen, in denen der Kampfgeist erwacht ist. Andreas Reifsteck und Steffen Herberger lieben es, über das alte Vereinsgelände zu spazieren. Sie halten an einer Straße, die einstmals Karlsruher Weg hieß. Jetzt heißt sie Julius-Hirsch-Straße und der Platz daneben Gottfried-Fuchs-Platz.

Julius Hirsch und Gottfried Fuchs waren die einzigen jüdischen Fußballnationalspieler, die es in Deutschland je gab. Ihre sportliche Heimat war der KFV. Fuchs konnte nach Kanada fliehen, Hirsch kam in Auschwitz um. Dank Fuchs und Hirsch interessiert sich sogar der DFB für den KFV, seit 2005 gibt es einen Julius-Hirsch-Preis für Toleranz und Menschlichkeit.

Natürlich hat es Steffen Herberger geärgert, als der frühere DFB-Präsident Niersbach im Rahmen einer Preisverleihung einmal erzählt hat, Hirsch und Fuchs hätten beim KSC gespielt. „Das ist typisch“, sagt Herberger, der sich genau wie Reifsteck etwas mehr Geschichtsbewusstsein wünscht.

Sie versuchen, ihm mit allen Mitteln auf die Sprünge zu helfen. So ist es gelungen, den Meisterwimpel von 1910 wieder aufzutreiben. Irgendein Vereinsmitglied hatte ihn bei sich zu Hause vergraben und nach einem öffentlichen Aufruf tatsächlich wieder herausgerückt. „Im Freibad hat er ihn mir übergeben“, sagt Steffen Herberger, der seit Monaten fieberhaft an der Jubiläumschronik zum 125. Geburtstag arbeitet.

Vor Kurzem ist der letzte Nationalspieler aus den Reihen des Karlsruher FV gestorben. Kurt Ehrmann, als über 90-Jähriger kam er noch auf den Fußballplatz und erlebte die mühsamen Versuche der Wiederbelebung seines untergegangenen Vereins mit. Ein Wechselbad der Gefühle, das der alte Herr, der noch mit Fritz Walter auf dem Platz stand, tapfer ertrug. Für Herberger, Obert und Reifsteck war Kurt Ehrmann eine Fundgrube des Wissens. Und ein Aushängeschild, mit dem man den Neuanfang bewerben konnte.

Erinnerungsstücke im Altenheim

Es gibt unzählige Fotos und Filmdokumente aus der Glanzzeit des KFV. Im Stadtmuseum in Karlsruhe flimmert unter dem Meisterwimpel ein Schwarz-Weiß-Film aus dem Jahre 1910 über den Schirm. Es ist die älteste erhaltene Aufnahme eines Fußballspiels in Deutschland, natürlich mit dem Karlsruher FV als einem der Akteure.

Im Erdgeschoss des Altenheims, das an der Stelle des Clubhauses steht, findet sich heute eine Dauerausstellung, die die Geschichte des KFV zeigt. Dutzende von Fotos, die Ausdruck des einstigen Ruhmes und der glorreichen Zeiten sind: das Telegrafenstadion, das mehr als 30 000 Zuschauer fasste, Prinz Max von Baden, der auf der Tribüne mitfiebert, Julius Hirsch und Gottfried Fuchs, die von einem Torerfolg zum nächsten stürmten.

Die glorreiche Vergangenheit lässt die Augen von Obert, Reifsteck und Herberger leuchten. Das heutige Spiel der ersten Mannschaft war dagegen wieder kein Grund zur Freude: 2:5. Aber der Trainer hat gute Ansätze erkannt, es hätte schlimmer kommen können. Vielleicht wird es ja doch noch etwas mit der Zukunft. Ein Heimspiel mit der Telegrafenkaserne im Hintergrund, davon träumen beim KFV alle. Dann wird es endlich auch auf dem Platz klappen.

Ganz sicher.