Von einem „gewaltigen Vertrauensbruch“ ist in der Union die Rede, der schwere Folgen für die künftige Zusammenarbeit in der Koalition haben werde. So schimpft Michael Kretschmer, Stellvertreter des Fraktionschefs Volker Kauder. Das illoyale Verhalten bei der Kandidatenkür sei „symptomatisch für den Zustand der FDP“. Die Liberalen seien „von der Angst getrieben“ gewesen, „dass sie bei der Präsidentenwahl unter die Räder kommen“, sagt ein CDU-Stratege. Der Koalitionspartner habe „foul gespielt“. An solchen Kommentaren herrscht am Tag eins nach der Präsentation Gaucks kein Mangel. Der Unmut ist ausdrücklich an die FDP adressiert, doch er richtet sich auch gegen die Kanzlerin. Das mag nur keiner offen sagen. Schließlich bürgt Merkel für das Umfragehoch der Union. Die Kanzlerin ist ihre einzige Erfolgsgarantie.

 
„Wir fühlen uns nicht von der Kanzlerin brüskiert, sondern von der FDP“, versichert ein CDU-Mann, der zur Spitze der Bundestagsfraktion gehört. Er lässt diesem Befund aber viele Sätze folgen, die das exakte Gegenteil besagen. Merkel habe den Liberalen blauäugig vertraut und nach deren Bekenntnis zum rot-grünen Favoriten Gauck nicht mit der nötigen Härte reagiert. „Wir sind mit denen einfach zu lieb“, spottet er. Ein führender Christdemokrat, Mitglied des Parteivorstands, formuliert es so: „Sie hätte die FDP volle Lotte auflaufen lassen müssen.“ Der Mann nennt Merkels Verhandlungsführung „eher ein Gewürge“. Sie habe sich verhalten wie immer und „die Nase in den Wind gehalten“. Die Stimmung in der Partei bewege sich „zwischen ‚nicht sehr glücklich‘ und ‚empört‘“.

Gaucks Triumph ist für die Konservativen schwer zu ertragen.

Gaucks Triumph ist nach den Erfahrungen bei der letzten Präsidentenwahl offenbar nur schwer zu ertragen. Der CDU-Vorstand meint: „Trittin wird sich in der Sänfte zur Bundesversammlung tragen lassen und Merkel huldvoll zuwinken.“ Manch einer in der Union sinnt auf Rache. In den Reihen der Bundestagsfraktion reift die Idee, mit den Stimmen der Opposition eine Finanztransaktionssteuer zu beschließen – ein Tiefschlag für die FDP. CDU-Veteran Wolfgang Bosbach droht den Liberalen: „Man sieht sich im Leben immer zweimal.“ Darauf erwidert die leidgeprüfte FDP-Frau Birgit Homburger bissig: „Das war schon das zweite Mal.“

Die FDP ist sich zwar der Brisanz ihrer Lage, aber keiner Schuld bewusst. „Das war hohes Risiko“, sagt ein Präsidiumsmitglied rückblickend. Es werde jetzt schwer werden in der Koalition. Die Kanzlerin sei nachtragend. Aber die FDP habe keine andere Wahl gehabt. Merkel sei es doch gewesen, die der Koalition den Mist eingebrockt habe, sagt ein Mitglied des Präsidiums. Erst habe sie sich von der Opposition Bedingungen diktieren lassen und dann habe sie mit Klaus Töpfer und Wolfgang Huber der FDP Namen präsentiert, die kein führender Liberaler in der Konkurrenz zu Gauck bei den eigenen Wahlleuten hätte schmackhaft machen können. Der Ex-Umweltminister Töpfer sei untragbar, weil er den FDP-Chef Philipp Rösler noch vor wenigen Wochen wegen dessen Energiepolitik brüskiert habe und als schwarz-grünes Alarmsignal wahrgenommen würde. Der ehemalige EKD-Vorsitzende Huber, weil er so gut wie alles wolle, was bei der FDP des Teufels ist: Mindestlohn, Ausweitung des Sozialstaats, Erbschaftsteuer, Vermögensteuer.

Die FDP muss es deshalb im Laufe des Sonntags als Provokation empfinden, dass Merkel ihr keinen eigenen Kandidaten präsentiert, der auf die FDP-Leute mehr Strahlkraft entwickeln kann als Gauck, dessen Credo „Freiheit und Verantwortung“ gut als Überschrift eines Wahlprogramm der FDP taugen würde. Der kleine Koalitionspartner sieht sich wieder einmal in die Ecke gedrängt, aber diesmal wehrt er sich.

Von einem „gewaltigen Vertrauensbruch“ ist in der Union die Rede, der schwere Folgen für die künftige Zusammenarbeit in der Koalition haben werde. So schimpft Michael Kretschmer, Stellvertreter des Fraktionschefs Volker Kauder. Das illoyale Verhalten bei der Kandidatenkür sei „symptomatisch für den Zustand der FDP“. Die Liberalen seien „von der Angst getrieben“ gewesen, „dass sie bei der Präsidentenwahl unter die Räder kommen“, sagt ein CDU-Stratege. Der Koalitionspartner habe „foul gespielt“. An solchen Kommentaren herrscht am Tag eins nach der Präsentation Gaucks kein Mangel. Der Unmut ist ausdrücklich an die FDP adressiert, doch er richtet sich auch gegen die Kanzlerin. Das mag nur keiner offen sagen. Schließlich bürgt Merkel für das Umfragehoch der Union. Die Kanzlerin ist ihre einzige Erfolgsgarantie.

„Wir fühlen uns nicht von der Kanzlerin brüskiert, sondern von der FDP“, versichert ein CDU-Mann, der zur Spitze der Bundestagsfraktion gehört. Er lässt diesem Befund aber viele Sätze folgen, die das exakte Gegenteil besagen. Merkel habe den Liberalen blauäugig vertraut und nach deren Bekenntnis zum rot-grünen Favoriten Gauck nicht mit der nötigen Härte reagiert. „Wir sind mit denen einfach zu lieb“, spottet er. Ein führender Christdemokrat, Mitglied des Parteivorstands, formuliert es so: „Sie hätte die FDP volle Lotte auflaufen lassen müssen.“ Der Mann nennt Merkels Verhandlungsführung „eher ein Gewürge“. Sie habe sich verhalten wie immer und „die Nase in den Wind gehalten“. Die Stimmung in der Partei bewege sich „zwischen ‚nicht sehr glücklich‘ und ‚empört‘“.

Gaucks Triumph ist für die Konservativen schwer zu ertragen.

Gaucks Triumph ist nach den Erfahrungen bei der letzten Präsidentenwahl offenbar nur schwer zu ertragen. Der CDU-Vorstand meint: „Trittin wird sich in der Sänfte zur Bundesversammlung tragen lassen und Merkel huldvoll zuwinken.“ Manch einer in der Union sinnt auf Rache. In den Reihen der Bundestagsfraktion reift die Idee, mit den Stimmen der Opposition eine Finanztransaktionssteuer zu beschließen – ein Tiefschlag für die FDP. CDU-Veteran Wolfgang Bosbach droht den Liberalen: „Man sieht sich im Leben immer zweimal.“ Darauf erwidert die leidgeprüfte FDP-Frau Birgit Homburger bissig: „Das war schon das zweite Mal.“

Die FDP ist sich zwar der Brisanz ihrer Lage, aber keiner Schuld bewusst. „Das war hohes Risiko“, sagt ein Präsidiumsmitglied rückblickend. Es werde jetzt schwer werden in der Koalition. Die Kanzlerin sei nachtragend. Aber die FDP habe keine andere Wahl gehabt. Merkel sei es doch gewesen, die der Koalition den Mist eingebrockt habe, sagt ein Mitglied des Präsidiums. Erst habe sie sich von der Opposition Bedingungen diktieren lassen und dann habe sie mit Klaus Töpfer und Wolfgang Huber der FDP Namen präsentiert, die kein führender Liberaler in der Konkurrenz zu Gauck bei den eigenen Wahlleuten hätte schmackhaft machen können. Der Ex-Umweltminister Töpfer sei untragbar, weil er den FDP-Chef Philipp Rösler noch vor wenigen Wochen wegen dessen Energiepolitik brüskiert habe und als schwarz-grünes Alarmsignal wahrgenommen würde. Der ehemalige EKD-Vorsitzende Huber, weil er so gut wie alles wolle, was bei der FDP des Teufels ist: Mindestlohn, Ausweitung des Sozialstaats, Erbschaftsteuer, Vermögensteuer.

Die FDP muss es deshalb im Laufe des Sonntags als Provokation empfinden, dass Merkel ihr keinen eigenen Kandidaten präsentiert, der auf die FDP-Leute mehr Strahlkraft entwickeln kann als Gauck, dessen Credo „Freiheit und Verantwortung“ gut als Überschrift eines Wahlprogramm der FDP taugen würde. Der kleine Koalitionspartner sieht sich wieder einmal in die Ecke gedrängt, aber diesmal wehrt er sich.

Parteichef Philipp Rösler und Fraktionschef Rainer Brüderle argwöhnen, dass Merkel Töpfer mit aller Macht und notfalls ohne die FDP durchsetzen will. Auch die Variante, dass Merkel die SPD „mit einem Roten“ ködern könnte, wird nicht ausgeschlossen. Dem Vernehmen nach ist es in dieser Situation Brüderle, der alte Fuchs, der vorschlägt, den Spieß umzudrehen und auf Gauck zu setzen. Rösler lässt sich darauf ein. Merkel versucht noch zu argumentieren. Wenn die Koalition Gauck wählte, würde dies die Niederlage dokumentieren, sagt sie. Worauf die FDP deutlich macht, dass mit Christian Wulff die Niederlage bereits ausreichend dokumentiert sei. Schließlich gibt Merkel nach.

Allzu laut jubeln will sie darüber nicht. Es tue gut, dass der kleinere Partner mal den Größeren überzeugen konnte, sagt FDP-Generalsekretär Patrick Döring. Für seine Partei ist der Erfolg ein Lebenszeichen. Das Signal, dass die FDP doch noch „politische Relevanz hat“. Man ist sich bei der FDP nur nicht so sicher, ob die Kanzlerin darauf Wert legt.