Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Nehmen wir Reinhard L., der uns „ebenso scheinheilige wie widerliche Hetze“ vorwirft: „Bleibt nur zu hoffen, das Eure Auflage weiter im Sinkflug bleibt, und Ihr alle bald auf den Arbeitsmarkt entlassen werdet. Eine richtige Arbeit wird wohl keiner finden!“ Nun, wir könnten ja geschlossen mit der Kollegin S. in See stechen, die in den Augen unseres Lesers Werner S. nicht nur „hässlich“, sondern auch „schon mehrfach als Schmiererin entlarvt“ worden ist: „Lassen Sie die Frau doch endlich von einem Fischkutter von Bremen auf die offene Nordsee hinaustreiben und beenden Sie die mehr als schändliche wöchentliche Kolumne.“ Ahoi. Und auf zu neuen Ufern.

 

Halbsolisten und Halbrezensenten

In der Kultur werden wir wohl Ruhe und Sittsamkeit finden, nicht? Aber weit gefehlt: Christine A. findet es gar nicht komisch, wenn dem Feuilleton „mal wieder ein grober Fehler“ unterläuft: „Frau K. ist kein Gast des Stuttgarter Balletts, sondern Halbsolistin“, belehrt sie uns im strengen Ton – und erweitert ganz nebenbei unseren Wortschatz um eine schöne Vokabel. Für einen Halbrezensenten hingegen wird Martin R. einen anderen Kollegen halten: „Woher nur kommt Ihre fast schon psychopathisch anmutende Lust, solche ,Verrisse‘ zu schreiben?“ Die „vordergründig musikwissenschaftlich untermauerten Tiraden“ des Kritikers wirken in den Augen R.s „leer und dienen als Bestätigungsvorlage f& uuml;r einen manuell herausragenden, aber teils vulgär daherkommenden Schreiberling“.

Da der Grund der Formulierung „f& uuml;r“ wahrscheinlich in den Tiefen des Computers ruht, schalten wir lieber um zu Renate G., die denselben Autor mit freundlichen Worten bedacht hat: Sein Stück habe ihr „Herz höher schlagen lassen“. Ja, die Leserin ist von seiner „sprachlichen Kunstfertigkeit begeistert – diese wunderbaren Formulierungen erfreuen mich den ganzen Tag – tausend Dank!!“

Sagen Sie selbst: das liest sich doch um einiges netter als der Brief von Hanne T., die den Dichterfürsten und die Aufforderung zu einer schweren Straftat mühelos unter einen Hut bringt: „Ich fühle mich persönlich beleidigt von dieser Äußerung eines Kritikers. Und ich fühle mich an den Goethe-Ausspruch erinnert: ,Schlagt ihn tot den Hund. Er ist ein Rezensent.‘“ Immerhin: „Sie werden dieses Wort sicher mit dem nötigen Humor aber hoffentlich auch mit dem gebotenen Ernst aufnehmen!“ Klar doch. Haha. Was haben wir gelacht.