Der Gehaltsunterschied zwischen Arbeitnehmerinnen und ihren männlichen Kollegen hat sich seit 2006nicht verringert. Die SPD plant jetzt ein Gesetz.

Stuttgart - Berufstätige Frauen verdienen nach wie vor deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Der durchschnittliche Verdienst pro Stunde liegt bei Arbeitnehmerinnen um 23 Prozent niedriger als bei Männer, hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ausgerechnet. Vor allem die Frauen in den alten Bundesländern sind benachteiligt. Sie erhalten 25 Prozent weniger als Arbeitnehmer, in den neuen Ländern liegt der Verdienstunterschied dagegen bei nur sechs Prozent. Diese Werte haben sich in den vergangenen Jahren nicht verändert. Auch 2006 betrug der Unterschied 23 Prozent.

 

Die Statistiker begründen die schlechtere Entlohnung der Frauen mit deren Berufs- und Branchenwahl. „Arbeitnehmerinnen gehen eher Tätigkeiten nach, die mit tendenziell geringeren Verdienstmöglichkeiten und Anforderungen verbunden sind“, schreibt das Bundesamt in einer Mitteilung. Typisch weibliche Berufe sind Friseusen, Krankenschwestern oder Erzieherinnen, die eher schlechter entlohnt werden. Hinzu kommt, dass Frauen – bedingt durch eine Familienpause – meist weniger Dienstjahre vorweisen können. Zudem arbeiten viele in Teilzeit. So sind lediglich 32 Prozent der Mütter, deren jüngstes Kind unter drei Jahren alt ist, aktiv erwerbstätig – so lautet ein Ergebnis des Mikrozensus 2010. Erst mit zunehmendem Alter der Kinder kehren die Frauen ins Berufsleben zurück. Sind die Nachkommen zwischen zehn und 14 Jahre alt, sind bereits 72 Prozent der Mütter berufstätig. Bei den Männern dagegen ist die Beteiligung am Erwerbsleben weitestgehend unabhängig vom Heranwachsen der Kinder.

Erwerbstätige Mütter arbeiten meist Teilzeit

Hinzu kommt, dass die Frauen, die ins Berufsleben zurückkehren, sich meist für Teilzeit entscheiden. So arbeiteten 2010 rund 70 Prozent der erwerbstätigen Mütter im Alter von 15 bis 64 Jahren auf Teilzeitbasis, bei den Männern waren es nur knapp sechs Prozent, haben die Statistiker im Mikrozensus ermittelt. Diese Zahl hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. 1996 arbeiteten 51 Prozent der Mütter mit Kindern unter 18 Jahren in Teilzeit, 15 Jahren später sind es bereits 70 Prozent.

Aber auch wenn man all diese Faktoren herausrechnet und den Verdienst von Frauen und Männern in vergleichbarer Tätigkeit und äquivalenter Qualifikation – also einen bereinigten Wert – heranzieht, sind Frauen schlechter gestellt als Männer. Der durchschnittliche Verdienstunterschied liegt bei acht Prozent. Allerdings stammt die Zahl von 2006; erst Ende des Jahres sollen aktuellere Werte vorliegen. Grund ist, dass dafür detaillierte Daten aus der Verdienststrukturerhebung benötigt werden, die nur alle vier Jahre durchgeführt wird. Ein Sprecher des Deutschen Gewerkschaftsbundes begründet die Schlechterstellung der Frauen – schließlich gibt es in vielen Branchen Tarifverträge – nicht zuletzt mit Unterschieden bei Zulagen und Leistungsvergütung.

SPD plant gesetzliche Regelung

Die SPD erwägt nun eine gesetzliche Regelung. Alle Betriebe sollen einer Behörde regelmäßig Entgeltberichte vorlegen und damit nachweisen, dass sie Frauen beim Verdienst nicht aufgrund ihres Geschlechtes benachteiligen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Die Lohnlücke „ist ausschließlich auf Diskriminierung zurückzuführen“, wird die SPD-Abgeordnete Caren Marks zitiert. Die SPD-Fraktion im Bundestag will ihren Gesetzentwurf bis Ende Mai vorlegen. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte einen solchen Vorstoß. Betriebe, die keine Entgeltberichte vorlegen oder in denen Frauen benachteiligt werden, sollen öffentlich gemacht werden. Angesichts fehlender Mehrheiten dürfte ein solches Vorhaben allerdings kaum von Erfolg gekrönt sein.

Übrigens, nicht nur bei privatwirtschaftlichen Unternehmen werden Frauen schlechter als Männer entlohnt. Bei Firmen mit einem beherrschenden Einfluss der öffentlichen Hand liegt der Verdienstnachteil – Stand 2006 – der Frauen immerhin bei knapp 16 Prozent.