Mit den drei Männergestalten Leslie, Josh und Jamie zeichnet Baumbach generationenübergreifend Prototypen heutiger Lebensentwürfe. Der alte Leslie ist zwar ein Mann mit Prinzipien, dennoch bereit, die eigenen Ideale, falls nötig, außen vor zu lassen. Und während der mittelalte Josh fast selbstzerstörerisch an seinen Ansprüchen klebt, entpuppt sich der junge Jamie als Chamäleon: Hinter der Maske des unbekümmerten Hipsters steckt ein abgebrühter Karrierist.

 

Treffend beobachtet sind auch Baumbachs Frauenfiguren, die einerseits auf der Suche nach sich selbst sind, andererseits vom Wunsch nach einer harmonischen Ehe mit perfektem Nachwuchs getrieben werden – ein Zwiespalt, der letztlich zur weiblichen Selbstbeschränkung führt. Baumbach inszeniert diese Zerrissenheit in einer so komischen wie tragischen Szene, in der Cornelia ihre Freundin in einen Musikkurs für Säuglinge begleitet. Umringt von quäkenden Kindern, die keinen Spaß am infantilen Zirkus haben, spürt die Kinderlose ihren Makel. In einer Mischung aus Entsetzen und peinlicher Berührung flüchtet sie schluchzend aus dem Saal. Im Hip-Hop-Tanzkurs mit Darby würde sich Cornelia gerne die Seele aus dem Leib hopsen, doch auch hier zeigt Noah Baumbach, wie deplatziert sie zwischen den fitten Körpern wirkt.

Abdriften ins Konservative

Absurde Szenen wie diese sind ungeheuer komisch, aber sie enthalten eine tragische Wahrheit. Im Bestreben, sich körperlich wie mental zu optimieren, dabei zugleich an Reife und Weisheit zu gewinnen, geraten Cornelia und Josh in Gefahr, die eigenen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren. Obwohl Baumbach die Hipster-Kultur der Jungen verachtet und dabei ins Konservative abdriftet, ist sein Porträt einer Generation zwischen den Stühlen klug, ehrlich – und zum Heulen schön.

Gefühlt Mitte zwanzig. USA 2014. Regie: Noah Baumbach. Mit Ben Stiller, Naomi Watts, Adam Driver, Amanda Seyfried, Adam Horowitz, Maria Dizzia. 97 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.