Modernes und Klassisches auf hohem Niveau: die Intendanten der Stuttgarter Staatstheater haben ihr Programm für die kommende Saison vorgestellt.

Stuttgart - Wir hatten schon „Faust“, „Ulysses“ und „Metropolis“. Und jetzt also, nach dem Drama von Goethe, dem Roman von Joyce und dem Film von Fritz Lang, auch noch ein weltberühmtes Gemälde: „Der Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch steht im Zentrum der kommenden, für Hasko Weber auch letzten Saison in Stuttgart. Der Titel des Triptychons liefert das Motto für den Abschied und soll auch den Zusammenhang zwischen den Abschiedsstücken stiften. Bosch hat in seinem detailreichen Bild ja nichts ausgelassen, weder den Garten Eden noch das Erdenleben noch die Hölle. Da ist alles drin, gerade auch für ein Theater, das nach der schillernden Natur des Menschen fragt, wie es im Programmbuch sinngemäß heißt.

 

Gefragt wird wieder von einer heutigen, Neugier weckenden Warte aus. Dem Anspruch auf Zeitgenossenschaft treu bleibend, präsentiert Webers Team abermals zahlreiche Uraufführungen. Exakt die Hälfte aller Stücke, acht von insgesamt sechzehn, erblicken in der Saison 2012/13 in Stuttgart zum ersten Mal das Licht der Bühnenwelt – ein Engagement für Gegenwartsdramatik, das seinesgleichen sucht. Der Intendant selbst kümmert sich um „Angst reist mit“, die neue Farce von Sibylle Berg; Catja Baumann bearbeitet „Salmans Kopf“ der Brüder Presnjakow; Jan Neumann erfindet zusammen mit dem Ensemble die „Störenfriede“ – und Andres Veiel, der im Kino zuletzt mit der RAF-Genese „Wer, wenn nicht wir“ überzeugt hat, kehrt wieder zum Theater zurück. Dass er es just in Stuttgart tut, ist ein schöner Erfolg fürs Schauspiel, ebenso die Tatsache, dass er dabei ein von ihm selbst recherchiertes Dokumentardrama aus der Managerwelt uraufführt: ,,Himbeerreich“.

Und sonst? Sonst wird die Zeitgenossenschaft noch durch Projekte von René Pollesch und Rimini-Protokoll gesteigert, und der Blick auf Mensch und Gesellschaft durch Regisseure wie Sebastian Baumgarten und Stephan Kimmig geschärft – dass er, der mittlerweile überall begehrte Kimmig, wieder in Stuttgart arbeitet, ist nach Veiel der zweite Personalcoup, dem noch ein dritter folgt: In „Was geschah mit Baby Jane“ spielt Corinna Harfouch mit ihrer Schwester Catherine Stoyan ein aus der Filmwelt gefallenes Schwesternpaar! Und bevor Weber nach Weimar zieht: „Großes Fressen“. Damit ist nun nicht das Abschiedsbüfett gemeint, sondern das Abschiedsdrama, bei dem – womöglich auch vor Wut – wieder Volker Lösch kocht. Aber auch das gesamte Saisonangebot davor könnte uns munden.