Kultur: Adrienne Braun (adr)

Manchmal färbt die Ordnungsliebe der Buchhalter aber auch ab auf die Künstlerinnen und Künstler. Matten Vogel führt Statistik darüber, an welchen Tagen er in seinem Atelier arbeitet. Auf großen Leinwänden befüllt er hierzu fiktive Kalenderfelder mit Farben, die allerdings wenig aussagekräftig sind. Da haben andere Künstler schon raffiniertere Konzepte vorgelegt, um die Dauer an bestimmten Aufenthaltsorten in Kunst zu transformieren.

 

Trotzdem werden selbst Schreibtischphobiker ihre Freude an der Ausstellung haben, weil sie sich den künstlerischen Beiträgen nicht rein kunsthistorisch nähert. Stattdessen wird über das jedem vertraute, alltägliche Thema ein Zugang zu den Werken ermöglicht, auch wenn einige von ihnen sehr wohl auf die Kunstgeschichte anspielen. Beat Zoderer etwa hat verschiedenfarbige Aktenhüllen so ineinandergeschoben, dass sie zu Schaubildern der Farbenlehre werden: Rot und Gelb ergibt Orange, Gelb und Blau wird zu Grün. Und wenn Zoderer jeweils vier farbige Ordner zu Bildern arrangiert, erinnert er damit an die abstrakten, geometrischen Formen der Konkreten Kunst.

Nach der Ausstellung wird man anders auf Büroklammern schauen

Nach dem Rundgang durch die Städtische Galerie könnte es gut sein, dass man anders auf Büroklammern, Notizblöcke, Heftstreifen und Geodreiecke schaut – sofern man im täglichen Wahnsinn nicht bis zur Erschöpfung schuftet. Beate Engl erinnert bei ihrer „Burnout Machine“ an die armen Angestellten im Hamsterrad. Die Besucher werden dabei zum Mittäter und müssen einen Bürostuhl über ein Schwungrad in die Höhe kurbeln. Danach kreiselt der Stuhl in schnellen Drehungen hinunter – und sieht man im Geiste den armen Mitarbeiter, der im wahrsten Sinne des Wortes am Rotieren ist.