Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Los geht das rheinisch-bayrische Gipfeltreffen mit einer von den Well-Brüdern eigens eingeübten galligen Moritat über die Gastgeberstadt Ludwigsburg, die „barocke Perle im Breuningerland“, über das stets segensreiche Wirken ihres Oberbürgermeisters Spec und des stets so schön braungebrannten CDU-Landesvorsitzenden Thomas Strobl. Campino wiederum persifliert hernach launig den deutschen Showbetrieb, ehe er und die Toten Hosen sich mit einer akustisch fein gespielten Version des titelgebenden Stücks ihres soeben erschienenen aktuellen Albums „Laune der Natur“ revanchieren.

 

Das macht Spaß, beides. Der Rockstar von den Hosen hat sich hier auf ein angenehmes und unpeinliches Kumpelniveau heruntergezoomt, das Ambiente wirkt von Beginn an stimmig; vor allem aber funktioniert das Zusammenspiel, es gelingt sogar eine wirkliche Symbiose. Campino hat offenkundig auch fleißig geübt, er wechselt zwischenzeitlich an Harfe und Trompete, zum Finale Furioso bläst er mit den Well-Brüder ein Quartett am Alphorn, den „Gigalinern der Stubenmusik“, wie die Wells juxen. Gemeinsam verballhornen beide „Bands“, mustergültig verschmolzen zu einem Ensemble, Händel zu einer „Freiwilligen Feuerwehrsmusik“, später – um Polts Namensgag aufzulösen – singt Campino zum herzhaft-rustikalen Ensembleklang Papagenos Zauberflötenarie „Der Vogelfänger bin ich ja“. Auch das gerät, im besten Sinne, sehr komisch.

Gewürzt wird alles mit Polt’schen und Well’schen Welterklärungsversuchen („Schweinsbraten für die Welt, damit Europa nicht an die Islamisten fällt“), einer Menge Bashing der richtigen (Gabalier, Moik et al.), einer Tanzeinlage (mit, oh ja, Schuhplattler und Bauchtanz) und einer Verhohnepiepelung des Hip-Hop- und Hipsterwesens in der Nummer „40 Cent“.

Es darf gelacht werden

Der Humor ist volkstümlich, aber fein getaktet, die Grenze zum reinen Klamauk umschiffen alle Beteiligten galant, man darf – etwa im Spottgesang „An Tagen wie diesen muss jeder mal pieseln“ – gerne auch über sich selbst lachen. Und die unübersehbare Freundschaft der beiden Ensembles, die schon vor dreißig Jahren beim gemeinsamen Protest gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf entstand und ja auch schon einmal mit Polt auf dem Hosen-Album „Auf dem Kreuzzug ins Glück“ dokumentiert wurde, wiegt ohnehin zu schwer, als dass sie durch ein paar rheinisch-bayrische Frotzeleien Schaden nehmen könnte.

Zum Kreuzzug ins Glück gerät somit auch dieser Auftritt. Nicht so sehr, weil er beiläufig (das Publikum muss gar nicht erst zum Mitmachen motiviert werden, weil es von vorherein fest vom Willen zum Mitmachen beseelt ist und tatsächlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit begeistert im Takt mitklatscht) auch zeigt, dass zum Verdruss der Kulturkritik zwischen Deutschrock und Musikantenstadel gar nicht jene Welten liegen, die beidseitig immer beschworen werden. Sondern weil er, bei den fein reduzierten Adaptionen der stadionerprobten Hosen-Kracher ebenso wie bei den krachledernen Anarchosongs der Well-Brüder, zeigt, wie gute Unterhaltungsmusik funktioniert und doch eigentlich immer funktionieren sollte: künstlerisch losgelöst von den Konventionen, beseelt von Musizierfreude, inhaltlich wider den Stachel löckend und ohne die totgerittenen habituellen Gesten des Rockbetriebs. Ein erstaunlicher Abend.

Schon der Auftakt überzeugt

Los geht das rheinisch-bayrische Gipfeltreffen mit einer von den Well-Brüdern eigens eingeübten galligen Moritat über die Gastgeberstadt Ludwigsburg, die „barocke Perle im Breuningerland“, über das stets segensreiche Wirken ihres Oberbürgermeisters Spec und des stets so schön braungebrannten CDU-Landesvorsitzenden Thomas Strobl. Campino wiederum persifliert hernach launig den deutschen Showbetrieb, ehe er und die Toten Hosen sich mit einer akustisch fein gespielten Version des titelgebenden Stücks ihres soeben erschienenen aktuellen Albums „Laune der Natur“ revanchieren.

Das macht Spaß, beides. Der Rockstar von den Hosen hat sich hier auf ein angenehmes und unpeinliches Kumpelniveau heruntergezoomt, das Ambiente wirkt von Beginn an stimmig; vor allem aber funktioniert das Zusammenspiel, es gelingt sogar eine wirkliche Symbiose. Campino hat offenkundig auch fleißig geübt, er wechselt zwischenzeitlich an Harfe und Trompete, zum Finale Furioso bläst er mit den Well-Brüder ein Quartett am Alphorn, den „Gigalinern der Stubenmusik“, wie die Wells juxen. Gemeinsam verballhornen beide „Bands“, mustergültig verschmolzen zu einem Ensemble, Händel zu einer „Freiwilligen Feuerwehrsmusik“, später – um Polts Namensgag aufzulösen – singt Campino zum herzhaft-rustikalen Ensembleklang Papagenos Zauberflötenarie „Der Vogelfänger bin ich ja“. Auch das gerät, im besten Sinne, sehr komisch.

Gewürzt wird alles mit Polt’schen und Well’schen Welterklärungsversuchen („Schweinsbraten für die Welt, damit Europa nicht an die Islamisten fällt“), einer Menge Bashing der richtigen (Gabalier, Moik et al.), einer Tanzeinlage (mit, oh ja, Schuhplattler und Bauchtanz) und einer Verhohnepiepelung des Hip-Hop- und Hipsterwesens in der Nummer „40 Cent“.

Es darf gelacht werden

Der Humor ist volkstümlich, aber fein getaktet, die Grenze zum reinen Klamauk umschiffen alle Beteiligten galant, man darf – etwa im Spottgesang „An Tagen wie diesen muss jeder mal pieseln“ – gerne auch über sich selbst lachen. Und die unübersehbare Freundschaft der beiden Ensembles, die schon vor dreißig Jahren beim gemeinsamen Protest gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf entstand und ja auch schon einmal mit Polt auf dem Hosen-Album „Auf dem Kreuzzug ins Glück“ dokumentiert wurde, wiegt ohnehin zu schwer, als dass sie durch ein paar rheinisch-bayrische Frotzeleien Schaden nehmen könnte.

Zum Kreuzzug ins Glück gerät somit auch dieser Auftritt. Nicht so sehr, weil er beiläufig (das Publikum muss gar nicht erst zum Mitmachen motiviert werden, weil es von vorherein fest vom Willen zum Mitmachen beseelt ist und tatsächlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit begeistert im Takt mitklatscht) auch zeigt, dass zum Verdruss der Kulturkritik zwischen Deutschrock und Musikantenstadel gar nicht jene Welten liegen, die beidseitig immer beschworen werden. Sondern weil er, bei den fein reduzierten Adaptionen der stadionerprobten Hosen-Kracher ebenso wie bei den krachledernen Anarchosongs der Well-Brüder, zeigt, wie gute Unterhaltungsmusik funktioniert und doch eigentlich immer funktionieren sollte: künstlerisch losgelöst von den Konventionen, beseelt von Musizierfreude, inhaltlich wider den Stachel löckend und ohne die totgerittenen habituellen Gesten des Rockbetriebs. Ein erstaunlicher Abend.