Gewachsen ist die Firma trotz des Boykotts im Osten, den Sie nach der Wende aufgehoben haben, sehr schnell. Was war das Erfolgsrezept von Ihnen beiden?
Wir beide haben uns, so glaube ich, auch beruflich einfach gut ergänzt. Mein Mann hat für jedes technische Problem immer gleich eine Lösung gesucht – beispielsweise selbst bei Schreibgeräten, die damals sehr unzulänglich waren. Er war ein Erfindergeist, ein Tüftler, hatte unheimlich viele Ideen und wollte immer etwas daraus machen.
Mit genialen Ideen allein ist es nicht getan. Sie haben offenbar ebenfalls Unternehmerblut in den Adern. Woher rührt das?
Das ist mir ein Stück weit in die Wiege gelegt worden. Mein Urgroßvater hat das Hinterladergewehr erfunden und es, weil die Deutschen es nicht haben wollten, an die Franzosen verkauft. Von ihm habe ich das geschäftliche Geschick geerbt.
Sie selbst haben von Anfang an eine prägende Rolle gespielt in der Firma, waren für das Personal und das Kaufmännische zuständig – und hatten zudem drei kleine Kinder zu versorgen. Wie ging das zusammen?
Die Firma befand sich ja bis 1963 in unserem Wohnhaus in Vaihingen. Der Vorteil dabei war, dass ich in den Anfangsjahren zu Hause arbeiten konnte – und auch tagsüber für meine Söhne da sein konnte. Später hatten wir eine Haushälterin, aber die Zeit damals war schon sehr intensiv. Falls Sie mich jetzt fragen wollen: nein, vermisst habe ich nichts, sondern war glücklich, wenn ich abends meine Arbeit getan hatte.
Den Versand haben Sie tatsächlich mit ei-nem Leiterwagen erledigt?
Zunächst schon. Damit habe ich die Pakete zum Bahnhof gebracht. Erst nach einigen Jahren gab es dafür einen VW-Bus.
Und die Kinder haben auf Kabeltrommeln statt mit Autos gespielt?
Ich kann mich gut daran erinnern, dass unser kompletter Garten Lagerstätte war. Da war kein Platz mehr für Rosen. Es herrschte zugleich eine echte Aufbruchsstimmung, weil die Firma ständig expandierte und schließlich der Neubau im Vaihinger Industriegebiet erfolgte . . .
. . . bis völlig unerwartet eine tiefe Zäsur die Familie und das Unternehmen erschütterte.
Mein Mann starb 1987 im Alter von 66 Jahren viel zu früh an den Folgen eines schweren Herzinfarkts. Das kam völlig überraschend und hat uns alle tief getroffen.
Ist er im damaligen Bürgerhospital nicht richtig behandelt worden?
Sein Hausarzt hatte ihn mit Verdacht auf Herzinfarkt eingeliefert, eine junge Ärztin dort aber die Dramatik nicht erkannt. Monatelang lag er im Krankenhaus, meine Kinder und ich saßen abwechselnd Tag und Nacht am Bett. Im Grunde ist er, so hart das klingt, ein Jahr lang gestorben. Sein Tod war ein schwerer Schicksalsschlag. Die Söhne hatten ihren Vater, ich hatte das Zentrum meines Lebens verloren.