Freddy hat den kleinen Victor adoptiert. Foto: dpa

Victor kann schon eine echte Nervensäge sein. Sobald sein erwachsener Artgenosse Freddy an einer Frucht knabbert, streckt der kleine Schimpanse seine gierigen Hände danach aus. Er klammert und zerrt und bettelt, bis das große Männchen ihm gutmütig den Leckerbissen überlässt. Dabei ist Freddy, der im Taï-Nationalpark in der Elfenbeinküste lebt, nicht einmal mit dem kleinen Plagegeist verwandt. Trotzdem hat er sich des verwaisten Jungtiers angenommen und steckt nun viel Zeit und Energie in dessen Aufzucht. Er trägt es auf dem Rücken herum, pflegt ihm das Fell und hämmert ihm harte Nüsse auf.

Diese Beobachtung hat Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig verblüfft. Zwar kommen Adoptionen auch bei vielen anderen Arten vor. Meist sind das aber Fälle, in denen ein Weibchen sein eigenes Jungtier verloren hat und seine Fürsorge stattdessen auf ein fremdes richtet. Bei Schimpansen aber werden auch Männchen immer wieder als Pflegeväter aktiv. Und das, obwohl sie eigentlich ziemliche Machos sind, die sich nicht einmal groß um ihren eigenen Nachwuchs kümmern.