Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Doch es gibt große Unterschiede zwischen den Ländern. Während Hörer in den USA oder Schweden Musik fast ausschließlich übers Internet konsumieren, sind die deutschen Kunden wie in anderen Digitalbereichen konservativ: drei Viertel der Umsätze werden hierzulande noch mit dem Verkauf von CDs und Schallplatten gemacht.

 

Nur in Japan ist dieser Anteil höher – dort ist die Bevölkerung sehr alt und ändert ihre Gewohnheiten entsprechend langsam. Zudem hat sich Japans Musikindustrie lange gegen digitale Angebote gewehrt. Und die Deutschen? Lieben Musik, die sie anfassen können, wie der Bundesverbands der deutschen Musikindustrie (BVMI) verlauten ließ. Eine Studie im Auftrag des BVMI sagt voraus, dass dieser Anteil noch 2019 mehr als 60 Prozent betragen wird. Der BVMI-Chef Dieter Gorny spricht von „maßvoller digitaler Dynamik“ im deutschen Musikmarkt, der deshalb „in einer verhältnismäßig komfortablen Situation“ sei – zumal der Erfolg der Schallplatte und des diesen Samstag begangenen Record Store Day (siehe auch „Zwei Seiten einer Welt“ in der Wochenendbeilage) selbst beim Verkauf physischer Tonträger Anlass zur Hoffnung gibt.

Krisensprech geht anders

Trotzdem leben auch Vinylfans nicht auf einer analogen Insel der Seligen. Der digitale Wandel erfasst die gesamte Musikbranche – zum Beispiel beim Marketing. Über Facebook oder Google-Anzeigen lassen sich Zielgruppen sehr genau und teilweise kostenlos ansprechen. Das Problem: auch Amateurbands buhlen um die Aufmerksamkeit des Publikums. Und: „Viele überschätzen sich im Digitalbereich“, sagt Steffen Geldner, der bei der Popakademie in Mannheim den Bereich digitale Musikwirtschaft betreut. An der Popakademie wird deshalb ein professioneller Umgang mit den digitalen Möglichkeiten gelehrt.