Im Kapuzinerorden in Bad Mergentheim und in der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind neue Missbrauchsfälle bekanntgeworden.

Stuttgart - Im katholischen Kapuzinerorden in Bad Mergentheim und in der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind nach SWR-Informationen neue Missbrauchsfälle bekanntgeworden. In Bad Mergentheim soll ein heute 80-jähriger Pater zwischen 1967 und 1975 ein Kind sexuell missbraucht haben, wie der Sender am Dienstag berichtete. Ein Sprecher des Kapuzinerordens sagte dem SWR, das mutmaßliche Opfer habe sich vor kurzem über einen Anwalt gemeldet.

Nach den Übergriffen war der beschuldigte Pater in eine andere Niederlassung versetzt worden, lebt aber seit etwa zwei Jahren wieder im Haus des Ordens in Bad Mergentheim. Die Kapuziner wollten die Vorkommnisse nun umfassend aufklären und mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten, sagte der Sprecher.

Der Leitung der Ordensprovinz war den Angaben zufolge bekannt, dass es Auffälligkeiten gegeben hatte. In der Personalakte des Mannes fänden sich jedoch keine Eintragungen. Der Pater sei aber "vorsorglich" seit einigen Jahren nicht mehr aktiv im Dienst.

Für den 80-Jährigen gelten zudem schon länger strenge Auflagen: So darf der Mann das Kloster nur nach vorheriger Anmeldung beim Hausoberen verlassen. Der Kontakt mit Kindern und Jugendlichen ist ihm untersagt. Bei den Kapuzinern ist es der zweite Missbrauchsfall, der in den vergangenen Wochen öffentlich wurde.

In der Diözese Rottenburg-Stuttgart wurde unterdessen bekannt, dass sich ein inzwischen gestorbener Priester in den 50er und 60er Jahren an Knaben vergangen hatte. Publik machte die Fälle ein 60-jähriger Eutinger, der nach eigenen Angaben als Junge von dem damaligen Wurmlinger Dorfpfarrer selbst missbraucht und während des Religionsunterrichts immer wieder brutal geschlagen worden war.

Die Missbrauchskommission der Diözese will sich den Angaben zufolge am Donnerstag mit dem Fall befassen. Der beschuldigte Priester ist seit 1968 Ehrenbürger der Stadt Rottenburg.