In der Theorie ist die Taufe das wichtigste Ereignis im Leben eines Christen. Wer sie vollzieht, bekennt sich zu seinem Glauben. Und er bekundet, dass er Teil einer Gemeinschaft sein will. Deswegen ist der Empfang dieses Sakraments ein guter Grund zum Feiern – und zwar unabhängig davon, ob der Täufling zuvor an einen anderen oder an gar keinen Gott geglaubt hat. Entscheidend ist, dass sein Votum für Jesus Christus freiwillig erfolgt.

 

In der Praxis aber haben viele aufgeklärte Christen verständlicherweise ein ambivalentes Verhältnis zu ihrer Kirche. Die Geschichte lehrt, dass der in der Bibel verankerte Missionsbefehl oft missbraucht wurde und im Namen des Kreuzes Kriege geführt wurden.

Auch heute noch kennt das Christentum Fundamentalisten, deren Werte eher dem Mittelalter entstammen als einer toleranten Gesellschaft mit demokratischen Strukturen. Doch die Christen können diese Konflikte inzwischen aushalten. Denn im 21. Jahrhundert ist das Bekenntnis zu Gott keinesfalls gleichzusetzen mit einem Kadavergehorsam zur Kirche. Daraus aber abzuleiten, dass gerade jetzt Zurückhaltung angezeigt sei, weil der sogenannte Islamische Staat seinen Terror über die Menschen bringt, geht fehl. Deutschland ist, bei aller Integrationskraft, ein christlich geprägtes Land. Da darf die Taufe gefeiert werden und die Kirche sich öffentlich über neue Gemeindeglieder freuen – auch wenn diese zuvor Muslime waren.