Postkarten erzählen von der Liebe eines Paares im Ersten Weltkrieg. In einer Ausstellung im Stadtmuseum wird der Erste Weltkrieg am Beispiel von zwei jungen Menschen erzählt.

Ditzingen - Eine einzige Postkarte ist überliefert, die Sophie ihrem Hermann an die Front geschrieben hat. Im Jahr 1913 hatten die Gerlingerin und der Ditzinger geheiratet, zwei Jahre später wird Hermann einberufen. Von Anfang an sind Postkarten ihr Mittel der Kommunikation – wie allgemein üblich. Es ist eine Geschichte, wie sie viele erleben. Hermann schreibt häufig in die Heimat, doch der Ton verändert sich im Lauf der Zeit. Eine Botschaft ist gleichwohl stets dieselbe: „Es geht mir gut.“ Doch die Formulierungen lassen auf anderes schließen: Hermann schreibt zunehmend sachlich, kaum etwas ist geblieben von der Warmherzigkeit, die die Zeilen an seine Auserwählte anfangs ausgestrahlt haben. Im August 1916 wird Hermann in der Schlacht bei Verdun verwundet. 1917 stirbt er. Schon 1914 ist das gemeinsame Kind noch als Säugling gestorben.

 

In 60 Postkarten spiegelt sich die Beziehung des Paares wider. Sie bilden das Herzstück einer Ausstellung im Ditzinger Stadtmuseum, die heute eröffnet wird. Der Museumsleiter und Stadtarchivar Herbert Hoffmann hat sich bei der Konzeption weitgehend darauf beschränkt, den Verlauf des Ersten Weltkriegs am Beispiel dieses Ehepaars darzustellen. Die Schau ist der zweite Teil eines Projekts, an dem Schüler aus Ditzingen und der französischen Partnerstadt Rillieux-la-Pape gearbeitet haben. Im Juni war eine andere Schau in Frankreich zu sehen. Schüler haben jeweils eine Broschüre zur Ausstellung erstellt .

„Der Ausstellungsbesucher soll sich in die Zeit versetzen“, wünscht sich Hoffmann. Das fällt auch trotz antiquiert anmutender Postkarten nicht schwer. Der Stil ist knapp, die Abkürzungen teils dieselben, wie sie heute per Handy ausgetauscht werden. Der Besucher begleitet Hermann unter anderem über Aachen und Courtrai nach Verdun. Bald zieren Kriegszenen und Stadtansichten die Karten. Nichts ist mehr von dem Kitsch zu sehen, der den Anfang der Korrespondenz prägte. Unabhängig davon, dass Hermann derlei im Feld wohl nicht bekommen hätte, hätte es seiner Situation auch nicht entsprochen. Wie es Sophie derweil zuhause ergeht, bezeugt die eine erhaltene Karte. Sie heiratet später erneut. Ihre Nachfahren leben in Ditzingen.