Und dann kam wieder die Vorweihnachtszeit, wo er sich der Handelvertreter überlegte, ob er wie in den Vorjahren seinen Kunden wieder einen persönlich gravierten Kugelschreiber oder Taschenrechner schenken sollte. Eigentlich wollte er das nicht. Aber er hatte auch keine andere Idee. Und wieder kam es zu einer schicksalhaften Begegnung. Auf einer Fortbildung traf er auf einen Kollegen, der davon erzählte, wie in Amerika Krebskranke ihr Leiden bei Marathonläufen zum Thema machen und so bei den Läufen Geld zusammenbringen. Mit am Tisch saß auch Manfred Schröder von der Mukoviszidose-Hilfe. Zufällig, weil es als Referent eingeladen war. Eine Idee war geboren. Wie wäre es, dachte sich Dietz, wenn ich statt den Geschenken für andere Jochen Streicher, ein ganz besonders Geschenk machen würde: die Überwinterung auf den kanarischen Inseln, wo das Klima in dieser Zeit angenehm ist. Er wusste auch : Heilkuren wie diese sind für die Betroffenen nur schwer finanzieren.

 

ETA, die Firma für die Dietz durch Süddeutschland reist, war einverstanden mit der Umwidmung des Geschenketats: aus Kugelschreibern wurden ein ideelles und zu gleich viel größeres und wertvolleres Geschenk. Dietz unterrichtete seine Kunden in der Weihnachtspost, dass sie dieses Jahr durch den Verzicht auf Geschenke die Heilkur Jochen Streichers finanzieren. Die Resonanz war überwältigend. Die Männer und Frauen, die sonst um jeden Cent feilschen, damit ihre Bilanzen möglichst viel Rendite abwerfen, waren begeistert von der Idee. Als hätten sie nur darauf gewartet, Teil dieses im Grunde sehr simplen Projektes mit großer Wirkung sein zu dürfen. Als hätten sie endlich mal eine andere Seite von sich zeigen wollen.

Eine Idee, durch die alle gewonnen haben

Am 1. März ist Jochen Streicher von den Kanaren zurückgekommen. Die Wochen haben ihm gut getan. „Ich wüsste nicht, wie es mir heute ohne diese acht Wochen gehen würde“, sagt er. Und dann fügt er noch an – und er weiß gar nicht, wie er sagen soll, ohne allzu pathetisch zu werden: „Wahrscheinlich hat mir Herr Dietz ja das Leben gerettet“. Dabei hat der sich nur, wie er sagt, selbst eines der schönsten Weihnachtsgeschenke gemacht. Weil er ein Idee hatte und an sie glaubte.