Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Aus fast sechs Stunden Material haben die Schüler zwölf Minuten mit der Kernessenz ihrer Recherchen herausdestilliert. Auch das gehört zum Filmemachen. Gesucht haben sie eine Antwort auf die Frage, ob es heute noch ein Problem für Homosexuelle ist, sich öffentlich zu ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen. Gefunden haben sie für ihren ersten Film prominente und weniger prominente Protagonisten. Bei dem Stuttgarter CDU-Politiker Stefan Kaufmann liefen sie offene Türen ein. Er lud sie ganz umkompliziert in sein Büro ein und beantwortete ihre Fragen. Tenor: es ist leichter geworden, in der Politik schwul zu sein. Kaufmann verweist auf den Hamburger Ex-Regierungschef Ole von Beust (CDU) und den Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Von den Anfängen des gesellschaftlichen Wandels berichtet die Stuttgarter Kings-Club-Szenewirtin Laura Halding Hoppenheit. Von Normalität berichtet die Tango-Café-Betreiberin Vera Lempertz. Zu Wort kommen neben anderen auch Katsiarvana und Palina, die eine eingetragene Lebensgemeinschaft sind. Aber es gibt auch die Passanten, die wohlmeinend sagen: „Auch Behinderte werden ja akzeptiert.“ Die Filmemacher kommentieren das nicht. „Wir wollten einen narrativen Film machen“, sagt Frederic Griesbaum. „Nur durch das, was die Leute sagen, wollten wir erzählen“, ergänzt Marvin. Das sei emotionaler. „Schließlich geht es ja um Liebe“, sagt Frederic.

 

Vielleicht doch noch ein Film?

An Ideen und Plänen mangelt es den dreien übrigens nicht. Die Abiturienten des Sachsenheimer Lichtenstern-Gymnasiums wissen, was sie wollen. Frederic Griesbaum will Biologie studieren, Marvin Grözinger und Julian Hirsch werden nach dem Abitur erst einmal für ein halbes Jahr nach Australien und dann an die Kunstakademie gehen beziehungsweise Politik oder vielleicht auch „was ganz anderes“ studieren. Doch am Samstagabend soll zunächst ihr aufwendiges Filmprojekt einen würdigen Abschluss finden. „Aber“, überlegt Julian Hirsch laut, „vielleicht drehen wir ja noch einen weiteren Dokumentarfilm. Irgendwas Politisches.“