Blätter wie die „New York Times“ und die „Washington Post“ berichten unter Berufung auf Informanten im Weißen Haus über einen chaotischen Regierungsalltag: Berater, die nicht wissen, wie die Lichtschalter funktionieren und deshalb im Dunkeln sitzen, und ein Präsident, der Fox News schaut und dabei Tweets unters Volk bringt. Trump sagte Fox, er stehe morgens um fünf auf und schaue sich die Zeitungen an: „Ich sehe die Lügen.“   Die Ausfälle des Präsidenten bedeuten nicht, dass die Medien keine Fehler machen. So unterschätzten die meisten Zeitungen das Ausmaß der Wut über die Washingtoner Polit-Elite in der Provinz, die Trump im November zum Sieg verhalf. „Times“-Chefredakteur Baquet gibt offen zu, dass seine Zeitung die Wutbürger im Land nicht genug gewürdigt hat. Auch die Rolle der Religion im Alltag vieler US-Bürger sei bisher weitgehend übersehen worden.

 

Gemeinsame Sache mit Terroristen

Trumps Team sieht sich noch aus anderen Gründen missverstanden. Es sei frustrierend, wenn die Regierung von den Medien immer nur abgewatscht werde, oft auf unfaire Weise, sagte Präsidentensprecher Sean Spicer. Er kritisierte unter anderem, dass eine Falschmeldung, wonach Trump eine Büste des schwarzen Bürgerrechtlicher Martin Luther King aus dem Oval Office verbannt haben soll, nicht in der richtigen Form korrigiert worden sei. Beim Kampf zwischen Regierung und Medien spielt die Wahrheit nicht immer eine große Rolle. So veröffentlichte das Weiße Haus nach einer neuen Schimpftirade Trumps eine Liste mit Terroranschlägen, die angeblich von den Medien ignoriert wurden – der unausgesprochene Vorwurf lautete, die Zeitungen machten gemeinsame Sache mit Terroristen.

Selbst Trump-freundliche Beobachter sind besorgt. Der Dauerclinch von Regierung und Medien dränge wichtige Themen wie die Reform des Gesundheitswesens in den Hintergrund, warnte Howard Kurtz von Fox News. Trump schade sich mit ständiger Medienschelte nur selbst. Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass Trump sich diese Einwände zu Herzen nimmt. Die „New York Times“, so schimpfte er diese Woche auf Twitter, sei in ihrer Berichterstattung über ihn schlimmer denn je.