Im Wahlkampf schimpfte Donald Trump über die Wall Street und die Militärs. Jetzt holt er viele von ihnen in seine Regierung.

Washington - Als „Weltklasse-Spieler“ preist der designierte Präsident Donald Trump den künftigen Außenminister der USA. Tatsächlich hat Rex Tillerson, der am Dienstag auch offiziell als künftiger Chef des State Department ausgerufen wurde, in einer international herausragenden Position gearbeitet. Als Boss des texanischen Öl- und Gaskonzerns Exxon Mobil war er gobal aktiv und ist milliardenschwere Geschäfte gewohnt. Aber politische oder gar diplomatische Erfahrungen kann der 64-Jährige nicht vorweisen.

 

Für Trump ist das offensichtlich kein Problem. Er hat sich ein Kabinett der Manager, Millionäre und Generäle zusammengestellt. In seine Regierung zieht vor allem ein, wer entweder eine Uniform getragen, sich als loyaler Gefolgsmann des Immobilienmagnaten erwiesen oder im Wahlkampf viel Geld gespendet hat.

Trumps Kritiker in den USA sind vor allem wegen der vielen Ex-Soldaten alarmiert. Der frühere General Michael Flynn wird als Nationaler Sicherheitsberater enormen Einfluss im Regierungsapparat bekommen. Ex-General John Kelly soll als Heimatschutzminister die Grenze zu Mexiko sichern und illegale Einwanderung unterbinden. Und in einem Bruch mit der Tradition, wonach Zivilisten das Pentagon leiten sollen, wird Ex-General James Mattis Verteidigungsminister. Der demokratische Senator Chris Murphy klagt: „Wir sollten in den vergangenen zwei Jahrzehnten gelernt haben, dass es zu einem Desaster führen kann, wenn die Probleme der Welt in erster Linie durch die militärische Brille betrachtet werden.“

Zentrale Posten gehen an Finanzjongleure

Damit nicht genug. Trump hat sich im Wahlkampf als lautstarker Kritiker der Finanzjongleure von der Wall Street geriert, nur um jetzt zentrale Posten an Finanzjongleure zu vergeben. Steven Mnuchin, designierter Finanzminister, war Investmentbanker bei Goldman Sachs. Gary Cohn, derzeit Präsident von Goldman Sachs, wird dem Nationalen Wirtschaftsrat im Präsidialamt vorstehen. Und Wilbur Ross, der das Wirtschaftsministerium leiten soll, hat mit dem Aufkauf kriselnder Unternehmen Milliarden verdient.

Die beiden Minister Mnuchin und Ross haben Trumps Wahlkampf mit besonders viel Geld unterstützt. Eine Spende von sechs Millionen US-Dollar hat auch zur Beförderung von Linda McMahon geführt. Die Republikanerin, die im Wrestling-Geschäft zu Geld gekommen ist, soll Beauftragte für kleinere und mittlere Unternehmen werden. Auch Andy Puzder, designierter Handelsminister, und Betsy DeVos, als Bildungsministerin vorgesehen, gehören zu den Großspendern.

In die Kategorie „Loyale Freunde“ gehört Jeff Sessions. Der Senator soll Justizminister werden. Weil Sessions in der Vergangenheit wenig Sympathie für Minderheiten zeigte und in seinem künftigen Amt auch die Bundespolizei FBI kontrollieren wird, fürchten Bürgerrechtler, dass sich das gesellschaftliche Klima in den USA verschlechtern könnte. Eine ähnliche Sorge treibt auch Umweltschützer um. Ausgerechnet Scott Pruitt, der daran zweifelt, dass menschliches Verhalten für den Klimawandel mit verantwortlich ist, soll neuer Chef der Umweltbehörde EPA werden.

Das neue Personal in Washington könnte schon bald zu Enttäuschung im Lager der Trump-Wähler führen. Der Bauunternehmer hat im Wahlkampf versprochen, den Sumpf in Washington trockenzulegen, in dem Korruption herrsche und eine Politikerkaste, die sich vom einfachen Volk entfernt habe. Die Ministerriege, die sich Trump nach dem Wahlsieg zusammengestellt hat, spricht allerdings nicht dafür, dass er die Trockenlegungsbemühungen mit großem Engagement betreiben will.

Reince Priebus, Stabschef

Der Stabschef des Weißen Hauses ist gewöhnlich der wichtigste Mann hinter dem Präsidenten. Er kontrolliert, wer ins Oval Office vorgelassen wird und welche Informationen das Staatsoberhaupt erreichen. Mit Reince Priebus hat sich Trump für einen Mann entschieden, der seit Jahren zum Washingtoner Establishment gehört. Der 44-Jährige leitete bisher das Parteikomitee der Republikaner.

Stephen K. Bannon, Chefberater

Ganz anders als Stabschef Priebus ist der Chefberater des neuen Präsidenten ein erklärter Gegner des Washingtoner Politik-Establishments. Stephen K. Bannon (63) verantwortete die nationalistische und teilweise unverhohlen rassistische Website „Breitbart News“. Als Chef des Wahlkampfteams war er entscheidend an Trumps Sieg beteiligt.

Michael Flynn. Sicherheitsberater

Der ehemalige Generalleutnant Michael Flynn (57) fiel im Wahlkampf durch islamfeindliche Äußerungen, irritierende Einschätzungen zur Sicherheitspolitik und Anti-Clinton-Sprechchöre auf. Trotzdem will ihn Trump zum Nationalen Sicherheitsberater und damit zum wichtigsten Einflüsterer in Sachen Sicherheit, Diplomatie und Verteidigung machen.

Mike Pompeo, CIA-Direktor

Auch der künftige Chef des Geheimdienstes CIA ist ein sicherheitspolitischer Hardliner. Der Republikaner Mike Pompeo vertritt seit 2010 den Bundesstaat Kansas im US-Repräsentantenhaus und ist dort Mitglied des Geheimdienstausschusses. Der 52-Jährige ist Absolvent der Militärakademie West Point und gilt als Anhänger der konservativen Tea-Party-Bewegung.

Rex Tillerson, Außenminister

Rex Tillerson (64) steht seit 2004 an der Spitze des Ölkonzerns Exxon Mobil, in dem er auch den allergrößten Teil seiner beruflichen Laufbahn verbrachte. Nun wird er zuständig für die US-Außenpolitik. Als Manager hat Tillerson viele Geschäfte mit Russland gemacht, er kennt Wladimir Putin seit Langem persönlich. Im Jahr 2012 zeichnete ihn der russische Staatschef mit dem „Freundschaftsorden“ aus.

Nikki Haley, UN-Botschafterin

Als es schon so schien, dass Trump nur weiße, stramm konservative Männer ins Kabinett berufen würde, benannte er überraschend die Gouverneurin von South Carolina als künftige UN-Botschafterin. Nikki Haley (44), Tochter indischer Einwanderer, war im Wahlkampf durch trumpkritische Äußerungen aufgefallen. Große außenpolitische Erfahrungen hat sie nicht.

James Mattis, Verteidigung

James Mattis (66) gilt als einer der profiliertesten strategischen Denker im US-Militär und politisch als Falke. Er trägt den Beinamen „Mad Dog“ („verrückter Hund“), vor allem wegen markiger Sprüche. Der Ex-General der Marineinfanterie hält eine härtere Gangart gegen die politischen Gegner der USA für angezeigt. Das gilt unter anderem für den Iran.

Jeff Sessions, Justiz

Der 69-jährige Jeff Sessions vertritt seit 1996 den Staat Alabama im Senat und gilt als äußerst konservativ. Er war der erste republikanische Senator, der Trump im Wahlkampf seine Unterstützung zusagte. Sessions hat sich wiederholt gegen jede Form der Einwanderung gewandt, bezweifelt den Klimawandel und hatte sich wiederholt Vorwürfen des Rassismus zu erwehren.

Steve Mnuchin, Finanzen

Mit dem künftigen Finanzminister Steven Mnuchin haben viele Trump-Anhänger denkbar schlechte Erfahrungen gemacht. Als Chef der Bank One West setzte er während der Immobilienkrise Tausende Hausbesitzer auf die Straße. Der 53-jährige Milliardär Mnuchin arbeitete 17 Jahre für die Investmentbank Goldman Sachs und gründete später einen Hedgefonds.

Wilbur Ross, Wirtschaft

Wilbur Ross diente Trump schon während des Wahlkampfs als Berater. Das Vermögen des 79-Jährigen wird auf 2,5 Milliarden Dollar geschätzt. Seinen Reichtum hat er gemacht, indem er angeschlagene Firmen der Stahl-, Kohle- oder Textilbranche sanierte. Ross ist ein entschiedener Gegner des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta.

John Kelly, Heimatschutz

Der Ex-General John Kelly (66) wird oft als „Falke der Grenzsicherung“ beschrieben. Die Situation an der US-Südgrenze zu Mexiko beschrieb er einmal als „existenzielle Bedrohung“. Kelly war 40 Jahre lang bei den Marines und kämpfte im Irak. Bis vor Kurzem führte er das Southern Command der US-Streitkräfte. Kelly wäre der erste Nichtzivilist an der Spitze des Ministeriums.

Ben Carson, Wohnungsbau

Ben Carson (65) hat zu den 16 Republikanern gehört, die mit Donald Trump um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat wetteiferten. Er war der einzige schwarze Bewerber in diesem Bewerberfeld. Jetzt soll er Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung werden. Der pensionierte Neurochirurg hatte noch nie ein politisches Amt inne.