Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Er habe mal gesagt, dass er glaube, dass Schumacher relativ sauber sei, konfrontiert ihn der Richter mit dessen Aussage. „Definitiv nicht“, sagt Holczer. Er habe nach dem Sieg Schumachers beim Amstel Gold Race 2007 gesagt, so ein Rennen gewinne man ja nicht einfach so. „Vollkommen gelogen.“ Dass Holczer Schumacher indirekt zum Doping aufgefordert habe? „Blank erfunden.“ Die Kurzversion Holczers zu den Anschuldigungen Schumachers einer Mitwisserschaft ist ein simples: „Nö.“

 

Denn er wusste nicht, was sie taten? Wie die Gerolsteiner-Welt 2008 war, zeigt das Beispiel des Bernhard Kohl. Ein ordentlicher Fahrer, keine Frage, aber keiner, der die Tour gewinnen kann. Eigentlich. Doch die Tuningwerkstatt des Österreichers leistete derart fabelhafte Arbeit, dass Kohl bei der Frankreichrundfahrt freiwillig auf eine geplante vierte Bluttransfusion verzichtete. „Ich wollte die Tour ja nicht gewinnen“, sagte der spätere Dritte.

Berichte aus dem Innenleben des Radsports

Fairplay in seiner zynischsten Form. So war es, dieses Paralleluniversum mit einer verdrehten Wertekultur, in der das Blutdopingmittel Epo in Anlehnung an den Schriftsteller Edgar Allan Poe in Vieraugengesprächen Kosenamen wie Po oder Edgar hatte, manchmal auch Onkel Edgar genannt wurde. Die wenigen sauberen Fahrer wurden mit dem Zusatz „Pan y agua“ versehen, also jene, die mit Brot und Wasser unterwegs waren. Holczer glaubte, so sagt er, dass Team Gerolsteiner zur Brot-und-Wasser-Fraktion gehörte.

Die Berichte aus dem Innenleben des Radsports haben zu einer grotesken Situation geführt. Glaubwürdig sind vor allem die, die heute sagen, wie dort alles aus dem Ruder gelaufen ist, also all jene, die jahrelang das Gegenteil behauptet haben und gelogen haben. Alle voll, jeder hat es gewusst. Dieser Standpunkt ist es, den man glaubt, weil er – nach allem was man weiß – zumindest oft bestätigt wird. Wer beteuert, nichts davon gewusst zu haben, gilt als unglaubwürdig. So wie Hans-Michael Holczer?

Fairplay in seiner zynischsten Form

Er habe mal gesagt, dass er glaube, dass Schumacher relativ sauber sei, konfrontiert ihn der Richter mit dessen Aussage. „Definitiv nicht“, sagt Holczer. Er habe nach dem Sieg Schumachers beim Amstel Gold Race 2007 gesagt, so ein Rennen gewinne man ja nicht einfach so. „Vollkommen gelogen.“ Dass Holczer Schumacher indirekt zum Doping aufgefordert habe? „Blank erfunden.“ Die Kurzversion Holczers zu den Anschuldigungen Schumachers einer Mitwisserschaft ist ein simples: „Nö.“

Denn er wusste nicht, was sie taten? Wie die Gerolsteiner-Welt 2008 war, zeigt das Beispiel des Bernhard Kohl. Ein ordentlicher Fahrer, keine Frage, aber keiner, der die Tour gewinnen kann. Eigentlich. Doch die Tuningwerkstatt des Österreichers leistete derart fabelhafte Arbeit, dass Kohl bei der Frankreichrundfahrt freiwillig auf eine geplante vierte Bluttransfusion verzichtete. „Ich wollte die Tour ja nicht gewinnen“, sagte der spätere Dritte.

Berichte aus dem Innenleben des Radsports

Fairplay in seiner zynischsten Form. So war es, dieses Paralleluniversum mit einer verdrehten Wertekultur, in der das Blutdopingmittel Epo in Anlehnung an den Schriftsteller Edgar Allan Poe in Vieraugengesprächen Kosenamen wie Po oder Edgar hatte, manchmal auch Onkel Edgar genannt wurde. Die wenigen sauberen Fahrer wurden mit dem Zusatz „Pan y agua“ versehen, also jene, die mit Brot und Wasser unterwegs waren. Holczer glaubte, so sagt er, dass Team Gerolsteiner zur Brot-und-Wasser-Fraktion gehörte.

Die Berichte aus dem Innenleben des Radsports haben zu einer grotesken Situation geführt. Glaubwürdig sind vor allem die, die heute sagen, wie dort alles aus dem Ruder gelaufen ist, also all jene, die jahrelang das Gegenteil behauptet haben und gelogen haben. Alle voll, jeder hat es gewusst. Dieser Standpunkt ist es, den man glaubt, weil er – nach allem was man weiß – zumindest oft bestätigt wird. Wer beteuert, nichts davon gewusst zu haben, gilt als unglaubwürdig. So wie Hans-Michael Holczer?

Aussage gegen Aussage

Wer je mit dem Herrenberger gesprochen hat, kann es sich nicht vorstellen. Kaum ein anderer hat derart kraftvoll für den Antidopingkampf gesprochen. Und vor Gericht gibt er wieder den leidenschaftlichen Kämpfer für einen sauberen Sport, und er tut das sehr überzeugend. Er hat die Vereinigung für einen glaubwürdigen Radsport gegründet, er hat die anderen Teambesitzer immer und immer wieder gequält, den Finger in die Wunde gelegt. Holczer war wie ein Perpetuum Mobile, pausenlos im Kampf für die gute Sache. Der Meister Proper der Branche. Und der Mann soll es gewusst haben? Oder wenigstens toleriert haben? Oder zumindest geahnt haben müssen? Wissen. Tolerieren. Ahnen. Dazwischen liegen gewaltige Unterschiede, um genau die geht es in diesen Tagen, weil ja, das sagt auch Schumacher, nie offen über Doping gesprochen wurde – wie es in einem solch mafiösen System eben so üblich ist. Das ist das Problem.

Von außen scheint es seltsam, dass ein Kenner der Branche wie Holczer vorahnungslos durch die Welt getingelt ist, ohne zu vermuten, was im Radsport und eben auch in seinem Team lief. Andererseits: „Sie sehen denen Doping ja nicht an“, sagt er. Holczer war Teil des Radsports, und damit automatisch Teil des Systems? Er sagt deutlich nein. „Wenn du ein guter sportlicher Leiter bist, ist es unmöglich, nicht zu wissen, dass deine Fahrer dopen“, hat der Dopingkronzeuge Tyler Hamilton dagegen mal gesagt. So hat sich auch der geständige Doper Jörg Jaksche geäußert, wobei man wissen muss, dass Jaksche und Holczer seit Jahren in herzlicher Abneigung verbunden sind und Jaksches Anwalt der gleiche ist wie der von Schumacher, Michael Lehner.

Schumacher kann nichts beweisen, Holczer dementiert

Schumacher kann seine Vorwürfe nicht beweisen, Holczer weist alles heftig von sich. Bis zur erneuten Befragung steht Aussage gegen Aussage. Schumachers Welt gegen Holczers Welt. „Ich habe von diesen medizinischen Dingen nur Kenntnis am Rande“, sagt Holczer. „Das Wort Cera habe ich am 17. Juli 2008 zum ersten Mal gehört.“ An dem Tag wurde bei der Tour de France der erste Fall eines positiv getesten Fahrers auf das Blutdopingmittel bekannt. Bei Nachkontrollen flogen dann auch Schumacher und Teamkollege Bernhard Kohl auf.

Der wird übrigens nicht als Zeuge kommen, er wolle aber in Österreich aussagen. Der einstige Gerolsteiner-Teamarzt Mark Schmidt, der von Holczer schwer belastet wurde ( „Ich habe von Kohl unglaubliche Dinge über Mark Schmidt gehört“), will von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen. In dubio pro reo.

So heißt es im Recht. Im Zweifel für den Angeklagten. Und für den Zeugen?