Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Harald Schlecker wundert das nicht: Er steht dem Pleyel mit professioneller Distanz gegenüber. „Die Grundkonstruktion kann gar nicht funktionieren.“ Das liege daran, dass im Diskant normalerweise dichteres Holz für den Resonanzboden verwendet wird als in den tiefen Regionen. Doch da der Doppelflügel nicht nur zwei Tastaturen und Mechaniken, sondern auch zwei voneinander unabhängige Saitensätze hat, ist auf der einen Seite tief, was auf der anderen hoch ist. Kommt hinzu, dass die vierbeinige Bauweise verwindungsanfällig ist: einmal unvorsichtig einen halben Meter zur Seite geschoben, schon kann das Instrument verstimmt sein. Alle drei Monate kommt Schlecker zum Stimmen, und auch da steht er vor einem speziellen Problem: Weil er Saite mit Saite abgleichen muss, sollte eigentlich auf der anderen Seite jemand sitzen und die jeweils korrespondierende Taste anschlagen. Diesen Aufwand umgeht Schlecker mit Technik: „Das ist das einzige Instrument, bei dem ich Elektronik zu Hilfe nehme.“