Bilder vom Alltag der Flüchtlinge in Ebersbach nehmen Esslinger Studentinnen auf – um den Gestrandeten eine Stimme zu geben.

Region: Corinna Meinke (com)

Ebersbach - Kann man mit einem Budget von 3000 Euro einen Film drehen? Diese Frage ist für Andrea Schiller und eine Studentinnengruppe eher nebensächlich. Die Koordinatorin für Flüchtlingshilfe setzt gemeinsam mit Studentinnen der Hochschule Esslingen und der Flüchtlingshilfe Ebersbach eine selbst erdachte Filmidee um, weil ihr die Schicksale von fünf Männern und einer Frau aus dem Mittleren Osten, die nach ihrer Flucht in Ebersbach gestrandet sind, am Herzen liegen.

 

Bilder vom Alltag der Flüchtlinge

„Wir möchten mit diesem Film die Stimmung in Ebersbach weiter positiv beeinflussen“, erklärt die umtriebige Flüchtlingskoordinatorin, die seit einem Jahr die Fäden bei der Flüchtlingsarbeit in der Kommune in den Händen hält und deren Halbtagsstelle vom Land drei Jahre lang gefördert wird. Die bewegten Bilder sollen zeigen, wie die Flüchtlinge ihren Alltag gestalten und welche Pläne sie für ihre Zukunft verfolgen.

Wie beispielsweise Maijam. Die 30-jährige Irakerin, die mit ihren Eltern und ihrem Bruder geflüchtet ist, kann sich schon ganz gut auf Deutsch verständigen. Und seit sie in der Ebersbacher Kindertagesstätte Villa Kunterbunt ein Praktikum absolviert, ist sie ihrem Berufswunsch, Erzieherin zu werden, schon einen Schritt näher gekommen. Seit acht Monaten wohnt sie mit ihrer Familie im Nachbarort Uhingen, hofft aber, bald eine Wohnung in Ebersbach zu finden.

Die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Stadt ist bewährt

„Ich mag die kulturelle Vielfalt, die unser Film transportiert, „beschreibt Vanessa Krüger ihre Motivation für das Projekt, das sie gemeinsam mit einer Handvoll Kommilitoninnen des Studiengangs „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ an der Hochschule Esslingen vorantreibt. Das Ganze fußt auf der bewährten Zusammenarbeit ihrer Professorin Regine Morys mit der Stadt Ebersbach. Krüger, die Tochter eines Westafrikaners und einer russischen Spätaussiedlerin ist, möchte den Flüchtlingen eine Stimme geben und sie über die Schwierigkeiten sprechen lassen, in einem Sprachkurs unterzukommen und die häufig lange Wartezeit bis zur Entscheidung über den Asylantrag zu überstehen.

In Ebersbach ist sie gemeinsam mit Vanessa Romanello in einem von zwei Drehteams unterwegs, die die Flüchtlinge für die Aufnahmen in ihren Unterkünften und am Arbeitsplatz besuchen. Wie beispielsweise den 17-jährigen Sardar aus Afghanistan. Noch besucht der Schüler eine Vorbereitungsklasse, um sein Deutsch zu verbessern, aber mit einem Praktikum in einer Ebersbacher Schreinerei hat er bereits die Fühler in die Berufswelt ausgestreckt. Und als das Filmteam beim Ebersbacher Café Asyl auftaucht, lässt sich Sardar beim Schachspiel mit ehrenamtlichen Betreuern aufnehmen. Es sei übrigens gar nicht so einfach gewesen, Darsteller für den Kurzfilm zu bekommen, erzählt Andrea Schiller vom Casting, das im Herbst bei einem Kennenlerntreffen stattfand und bei dem sich herausstellte, dass „viele einfach schüchtern sind“.

Von der Macht der Bilder

Im Juli soll der von der Robert-Bosch-Stiftung sowie der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg geförderte Film erstmals im Rathaus gezeigt werden. Dann soll er in Schulen, im Jugendhaus und beim Ebersbacher Stadtfest über die Neubürger berichten. Dazu sei ein Film das geeignete Medium, sagt die 50-Jährige, die die Macht der Bilder regelmäßig für ihre Arbeit einsetzt. Zum Beispiel auch Bilder vom Café Asyl, das einmal pro Monat im Evangelischen Gemeindezentrum ein unkompliziertes Treffen für Flüchtlinge und Ehrenamtliche bietet. Die Fotos, die Andrea Schiller anschließend auf Facebook präsentiert, werden von bis zu 1500 Nutzern angeklickt.