Der ADAC sieht sich nach einem historischen Wochenende auch finanziell für die Zeitenwende im eigenen Haus gerüstet. Rund 50 Millionen Euro werde die nach einer Reihe von Skandalen notwendig gewordene Dreiteilung in Club, Aktiengesellschaft und Stiftung laut dem Finanzchef Thomas Burkhardt den größten Verein kosten.

München - Der ADAC sieht sich nach einem historischen Wochenende auch finanziell für die Zeitenwende im eigenen Haus gerüstet. Rund 50 Millionen Euro werde die nach einer Reihe von Skandalen notwendig gewordene Dreiteilung in Club, Aktiengesellschaft und Stiftung Deutschlands größten Verein kosten, sagte Finanzchef Thomas Burkhardt zur Bilanzvorlage in München. Zudem koste die neue Struktur, die ab 2017 stehen soll, jährlich bis zu 13 Millionen Euro mehr als die bisherige, die Vereinswelt und das Kommerzstreben der ADAC-Wirtschaftstöchter fragwürdig vermengt hat. „Insgesamt ist das aber nicht bedrohlich für eine wirtschaftlich gesunde Organisation wie den ADAC“, beruhigte Burkhardt. „Ich bin glücklich“, bekannte Vereinspräsident August Markl.

 

Das bezieht sich vor allem auf die ADAC-Hauptversammlung vom Wochenende, bei der die Delegierten der 18 ADAC-Regionalclubs den Weg für die zwei Jahre lang erarbeitete Reform für Vertrauen freigemacht hatten. Ein vorangegangener Gutachterkrieg mit Reformgegnern sei zwar nicht hilfreich gewesen, bekannte Markl. Nachtragend zeigte er sich aber nicht. Er will die Vergangenheit ruhen lassen und aus dem ADAC einen modernen Mobilitätsdienstleister machen, der sich nicht nur als Autofahrerlobby versteht.

Um das zu finanzieren, braucht es aber neben den Mitgliedsbeiträgen, die voriges Jahr rund 1,2 Milliarden Euro in die Clubkassen gespült haben, auch die Gewinne der ADAC-Wirtschaftstöchter mit Versicherungen, Autoverleih oder Finanzdienstleistungen. Die Umsätze dieser kommerziellen ADAC-Hälfte, die nun als europäische Aktiengesellschaft (SE) ohne Weisungsbefugnis durch Vereinsfunktionäre organisiert wird, sind 2015 leicht auf ebenfalls rund 1,2 Milliarden Euro gestiegen, wobei der Jahresüberschuss um knapp ein Fünftel auf 86 Millionen Euro gesunken ist. Das geht vor allem auf eine Finanzspritze der Wirtschaftstöchter für den Verein in Höhe von 17 Millionen Euro zurück. Ohne diese wäre der Verein 2015 in die roten Zahlen gerutscht.

Mit dieser Überweisung haben die Club-Oberen sichergestellt, dass der Verein und seine Mitglieder 2015 nicht für die Kosten der Krisenbewältigung geradestehen mussten. Eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags ist für die nächsten Jahre zudem nicht in Sicht. Der Club sitzt auf einem Anlagevermögen von 2,4 Milliarden Euro. Grundsätzlich sei ein Verein aber nicht primär dazu da, Gewinne zu erwirtschaften sondern Mitgliederleistungen zu erbringen, betonte Burkhardt. Das sind durchaus neue Töne beim ADAC.

Etwa ein Drittel der künftigen SE-Gewinne sollen künftig an den Verein ausgeschüttet werden, um dessen Aktivitäten finanzieren zu helfen. Ein weiteres Zehntel geht jährlich an die noch zu gründende gemeinnützige Stiftung, bei der künftig die ADAC-Luftrettung oder Mobilitätsforschung angesiedelt sind. „Die Weichen für die Zukunft des Clubs sind gestellt“, findet Markl. Das setzt voraus, das das Registergericht München dem ADAC nicht den steuersparenden Vereinsstatus aberkennt. Das ist derzeit in Prüfung. Mit der jetzigen ADAC-Reform dürfte das Registergericht aber gnädiger als bisher gestimmt sein. Markl erwartet eine Entscheidung im Lauf des nächsten Jahres.

Die eigenen Mitglieder haben dem Club die Manipulationen beim Autopreis Gelber Engel und andere Verfehlungen offenkundig bereits verziehen. Bröckelte die Mitgliederzahl im Skandaljahr 2014 noch um 20 000 Personen, ist sie 2015 schon wieder um 228 000 auf 19,2 Millionen Mitglieder gewachsen. Dieses Jahr erwartet der Club ein Plus von rund 280 000 Mitgliedern. In den Jahren vor den Skandalen sind die Münchner allerdings im Schnitt stets pro Jahr um eine halbe Million Mitglieder gewachsen.