Im September wird das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium Musikgymnasium. Das hat zur Folge, dass auch viele Kinder angemeldet werden, die im Großraum Stuttgart oder sogar noch weiter weg wohnen.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Von nächstem Schuljahr an wird das Eberhard-Ludwig-Gymnasium Musikgymnasium, das hat das Kultusministerium zu Anfang des Jahres so entschieden. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Zügen – altsprachlich und musikalisch – wird es dann einen weiteren Zug für Hochbegabte geben. Das hat zur Folge, dass auch viele Kinder angemeldet werden, die im Großraum Stuttgart oder sogar noch weiter weg wohnen. „Bisher haben wir etwa 40 Anmeldungen, und jeden Tag kommen ein bis zwei Anfragen herein“, berichtete Schulleiterin Karin Winkler am Montagabend im Bezirksbeirat. Sogar aus Polen oder Ungarn kämen Anmeldungen; in diesen Fällen seien die Familien zu einem Umzug bereit, um ihrem Kind den Schulbesuch zu ermöglichen.

 

Kooperationspartner sind die Musikhochschule und die Stuttgarter Musikschule. An ersterer müssen die Kinder eine Aufnahmeprüfung bestehen, um in den Hochbegabtenzug aufgenommen zu werden. Dieser soll aber durchlässig sein: „Die Schüler des normalen Musikzugs können in den Hochbegabtenzug aufrücken, und falls ein Kind nicht mehr genügend Zeit für die Musik aufbringen könnte, kann es im normalen Musikzug aufgefangen werden“, erklärte Karin Winkler.

Besorgnis angesichts einiger Punkte

Um die zusätzlichen, rund 120 Schüler aufzunehmen, soll das Ebelu um- und ausgebaut werden. „Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, möchten wir uns ihm in angebrachter Weise nähern“, erklärte Andreas Hein vom Schulverwaltungsamt. Die Machbarkeitsstudie, erstellt vom Stuttgarter Architektenbüro LRO Lederer Ragmarsdottir Oei, sieht vor, dass die heutige Turnhalle zukünftig als Mensa genutzt wird. Eine neue Turnhalle soll unterirdisch unter dem jetzigen Pausenhof gebaut werden, mit einem Fachklassenbau obenauf. An den Nordzipfel des Hauptbaus werden Übungsräume angehängt. Außerdem sollen im Zuge der Arbeiten die bestehenden Gebäude saniert werden. Insgesamt geht das Schulverwaltungsamt von Kosten in Höhe von 34,2 Millionen Euro aus, davon 21 Millionen Euro für die Sanierung der Bestandsgebäude, zehn für den Neubau und 3,2 Millionen für die Kosten der Interimsnutzung – während der Bauzeit wird ein Teil der Schüler in Containern an der Außenstelle Herdweg unterrichtet. Im Herbst 2015 sollen Sanierung und Neubau beginnen. Die Fertigstellung aller Arbeiten ist für Ende 2019 angesetzt.

Während die Bezirksbeiräte die Einrichtung des Musikgymnasiums generell befürworteten, so zeigten sie sich besorgt angesichts einiger Punkte: „Wenn der Pausenhof wegkommt, wo gib es dann Frei- und Sportflächen für die Schüler?“, wollte Sebastian Sage (SPD) wissen, und machte gleich einen Vorschlag: Sobald das Hölderlin-Gymnasium im Zuge der dortigen Erweiterung die Außenstelle Herdweg verlasse, solle das Grundstück nicht veräußert, sondern zu Sportflächen umgebaut werden. „Das ist ein Juwel, das die Stadt nicht aufgeben sollte.“ Auch die geplante Interimsnutzung mit Containern wurde kritisch gesehen. „Es gibt dann 50 Prozent mehr Schüler, und die Räume reichen jetzt schon nicht – wie soll das funktionieren?“, fragte Hans-Christian Wieder (CDU). Dringend baten die Bezirksbeiräte und Schulleiterin Karin Winkler darum, die bereits begonnene Toilettensanierung aufgrund der Erweiterung nicht zurückzustellen, sondern fortzuführen. Der Bezirksbeirat stimmte der Beschlussvorlage zu, beschloss aber ergänzend, dass die fehlenden Freiflächen über die Außenstelle Herdweg ergänzt werden sollten, sowie dass die Toilettensanierung nicht verzögert werden dürfe.

Im technischen Ausschuss der Stadt am Mittwochmorgen sah die Sache anders aus: Die Räte waren erstaunt, dass ein Konflikt des Bauvorhabens mit dem Rahmenplan Halbhöhenlage in einer schlecht leserlichen Anlage zur Beschlussvorlage dargestellt war. Deshalb stimmte das Gremium der Vorlage auch nur unter dem Vorbehalt zu, dass dieser Konflikt nach der Sommerpause im Ausschuss erklärt wird. Außerdem wurde sowohl von den Stadt- wie auch von den Bezirksbeiräten kritisiert, dass noch nicht feststeht, wohin das Abendgymnasium ziehen wird, das im Ebelu nun keine Räume mehr nutzen kann.