Auch der Chirurg Senga Omeonga rang im Nachbarhaus mit dem Tod. „Ich war so schwach, dass ich nicht einmal mehr aufstehen konnte“, erzählt der Kongolese. Er hatte hohes Fieber, Durchfall und musste sich andauernd übergeben. „Es gab keinen Zweifel, an was ich erkrankt war.“ Zunächst wurde Omeonga von einer Helferin versorgt. Er habe sich zum Essen und Trinken zwingen müssen, erzählt der 53-Jährige. Später habe er zu halluzinieren und „blödsinniges Zeugs“ zu reden begonnen. Schließlich wurde er in die Isolierstation des staatlichen Elwa-Krankenhauses überführt. Dort wurde der Arzt als einer von nur sieben Personen ausgewählt, die das Anti-Ebola-Mittel ZMapp erhielten. Das in den USA entwickelte Medikament konnte bisher noch nicht getestet werden: „Aber in meinem Zustand“, so Omeonga, „probiert man alles, was helfen könnte.“  

 

Von den sieben Patienten, die ZMapp erhalten, überleben sechs – nur der 75-jährige spanische Bruder Miguel stirbt trotzdem. Das in den USA entwickelte Medikament wurde bisher nur in kleinster Menge hergestellt. Eine Reproduktion des in Tabakpflanzen gezüchteten Wirkstoffes wird mehrere Monate dauern.  

Omeonga würde jetzt gerne Urlaub bei der Familie in Kanada machen. Der Arzt weiß aber, dass er dringend gebraucht wird. Denn die Sankt-Joseph-Klinik will Anfang Oktober seine Tore wieder öffnen. Außer einer Entbindungsstation soll auch eine kleine Isolierstation für Ebola-Patienten eingerichtet werden. Der Chirurg Omeonga ist inzwischen so wertvoll wie kein anderer Arzt der Welt. Weil er als Überlebender gegen das Virus immun ist, kann er sich bedenkenlos wie kein anderer um die Infizierten kümmern. „Ich werde aber trotzdem meinen Schutzanzug tragen“, sagt der Kongolese mit einem Lächeln.