Mehr als 1350 Menschen sind schon an Ebola gestorben. Doch diese Zahl zeigt nicht das ganze Ausmaß der Katastrophe in Westafrika. Hilfsorganisationen warnen davor, dass die medizinische Versorgung zusammenbricht und Lebensmittel knapp werden könnten.

Stuttgart - Die Weltgesundheitsorganisation WHO meldet inzwischen 1350 Tote, die an Ebola gestorben sind. Sie schätzt allerdings auch, dass jeden Tag 1500 Menschen in Afrika an Malaria sterben. Es ist zu befürchten, dass die Zahlen derzeit höher liegen, da die ohnehin schwachen Gesundheitssysteme in den von Ebola betroffenen Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea zusammengebrochen sind. Ein Teil des medizinischen Personals verweigert den Dienst, viele Krankenhäuser sind geschlossen und mancher Kranker bleibt lieber zu Hause, als sich der Gefahr einer Ebola-Infektion auszusetzen. Die offizielle Zahl der Ebola-Toten zeigt daher nicht das ganze Ausmaß der Katastrophe an.

 

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die mit mehr als tausend Helfern in Westafrika im Einsatz ist, beklagt die unzureichende internationale Hilfe. In Sierra Leone und Liberia kommen auf 100 000 Menschen nur ein bis zwei Ärzte. (In Baden-Württemberg sind es mehr als 400. ) Daher fehlt es nach Einschätzung der Organisation vor allem an qualifiziertem Personal. Außerdem benötige man Laborgeräte und Fahrzeuge, um Blutproben und Patienten, die möglicherweise infiziert sind, sicher zu transportieren.

Ärzte ohne Grenzen weist auch auf ein Folgeproblem hin: Da viele der Verstorbenen zwischen 30 und 45 Jahre alt sind, fehlt in manchen Dörfern inzwischen ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung. Die Welthungerhilfe warnt vor einer Lebensmittelknappheit, da Felder nicht bestellt würden, Märkte geschlossen und einige Regionen abgeriegelt worden seien. Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis seien um bis zu 40 Prozent gestiegen.

Zwei infizierte US-Amerikaner sind wieder gesund

„Die internationale Gemeinschaft muss sich darauf einstellen, dass noch viele weitere Monate lang massive, koordinierte und zielgerichtete Unterstützung nötig sein wird“, schreibt die WHO-Chefin Margaret Chan im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“. In Liberia, Sierra Leone und Guinea lasse sich „die Einstellung der Öffentlichkeit in zwei traurigen Worten zusammenfassen: hilflos und hoffnungslos“. Spezialisten der WHO überprüfen in Liberia die Gegenmaßnahmen. In mehreren Regionen und der Hauptstadt Monrovia wurden von Polizei und Militär bewachte Quarantänezonen eingerichtet. Im Armenviertel West Point der Hauptstadt kam es dabei zu gewalttätigen Unruhen. Sicherheitskräfte gaben Schüsse ab, wodurch mehrere Menschen verletzt worden sein sollen. Die Regierung betont aber, den Einsatzkräften seien nur Warnschüsse in die Luft erlaubt. Eine landesweite nächtliche Ausgangssperre wurde laut Medienberichten weitgehend respektiert.

Der vor drei Wochen aus Liberia in die USA ausgeflogene Arzt Kent Brantly und die Nonne Nancy Writebol können nach Therapie mit dem experimentellen Mittel „ZMapp“ als gesund entlassen werden. Ob das an der Arznei liegt, ist unklar.