Der Mann, der wegen Ebola in Texas auf einer Isolierstation liegt, ist schwer krank, aber ansprechbar. Der erste Ebola-Fall außerhalb Afrikas ist auch ein Test: Wie gut ist ein hoch entwickeltes Land vorbereitet?

Dallas/Texas - Eine knappe Woche war der Mann schon in den USA, als er am vergangenen Freitag in die Notaufnahme einer Klinik in Dallas ging. Die Schwere seiner Krankheit sei dort zunächst aber nicht erkannt worden, berichten lokale Medien. Also bekam der Mann, der aus dem Ebola-Krisenland Liberia stammt, ein Antibiotikum und wurde nach Hause geschickt. Zwei Tage später ging es dann sehr schnell. Der Mann wurde auf die Isolierstation eines Krankenhauses in der texanischen Großstadt verlegt. Dort ergaben Tests: Er ist mit Ebola infiziert. Es ist der erste, der Symptome der Virus-Erkrankung außerhalb Westafrikas entwickelt hat. Amerika hat seinen ersten Ebola-Fall.

 

Schon während der Bekanntgabe der Testergebnisse am Dienstagabend Ortszeit  beeilten sich die US-Behörden zu versichern, dass sie die Seuche im Griff hätten. Das Ansteckungsrisiko in den USA sei äußerst gering, sagte der Chef der Gesundheitsbehörde CDC, Thomas Frieden: „Ich habe keine Zweifel, dass wir diesen Ebola-Fall unter Kontrolle bekommen, so dass sich die Krankheit in diesem Land nicht weiter verbreiten wird. Wir werden das stoppen.“ Um Hysterie im Land zu vermeiden, ließ auch US-Präsident Barack Obama twittern, dass die USA die besten Ärzte und das beste Gesundheitssystem der Welt hätten. Alles sei vorbereitet, um den angsteinflößenden Erreger zu bekämpfen. „Ebola wird nicht durch Wasser, Luft oder Lebensmittel übertragen“, twitterte das Weiße Haus in dicken Lettern.

Die Gesundheitsbehörden versichern, dass sie den Fall unter Kontrolle bekommen

In Westafrika hat Ebola bereits mehr als 3000 Patienten das Leben gekostet. US-Experten rechnen mit bis zu 500 000 Infizierten Anfang des kommenden Jahres, sollte die Epidemie in den westafrikanischen Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea bis dahin nicht eingedämmt sein.

Trotz der  Zuversicht, die sie verbreiteten, wollten die Ärzte in Texas nicht ausschließen, dass der US-Patient Nummer eins andere Menschen mit Ebola angesteckt habe. Die Gesundheitsbehörden in Texas gingen am Mittwoch einem weiteren Ebola-Verdachtsfall im Umfeld des Infizierten nach. Näheres wurde dazu nicht bekannt. Alle Personen, mit denen der Mann seit seiner Ankunft aus Liberia am 20. September Kontakt hatte, müssten mindestens 21 Tage lang unter Beobachtung stellen, hieß es. Bis zu 18 Personen würden jetzt medizinisch überwacht, erklärten die texanischen Behörden. Darunter seien auch fünf Schulkinder. Da sie aber keine Symptome zeigten, sei die Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung sehr gering.

Die US-Gesundheitsbehörden haben bereits Erfahrung mit Ebola. Mindestens fünf Patienten sind in den vergangenen Wochen in Spezialflugzeugen aus Westafrika in die USA geflogen worden. Diese Erkrankten zeigten allerdings alle bereits Symptome, bevor sie die USA erreichten. Drei von ihnen haben die Erkrankung überstanden.

Beim Abflug keinerlei Symptome

Der jetzt bekannt gewordene Fall ist anders. Der Mann, der in Liberia nicht an der Bekämpfung der Epidemie beteiligt war, verließ das afrikanische Land am 19. September an Bord eines zivilen Passagierflugzeugs, um in Texas seine Familie zu besuchen. In Belgiens Hauptstadt Brüssel landete die Maschine zwischen. Beim Abflug in Liberia habe es keine Anzeichen einer Infektion gegeben, teilten die US-Behörden mit. Deswegen habe sich auf dem Flug auch niemand mit dem Virus anstecken können. Das Risiko sei gleich null, sagte der CDC-Chef Frieden. Das Virus wird nicht durch die Luft übertragen, sondern durch Kontakt mit dem Blut oder anderen Körperflüssigkeiten von Infizierten (siehe Grafik oben). Erst nach Ankunft in den USA sei die Krankheit ausgebrochen. Nach unbestätigten Berichten texanischer Fernsehstationen ist der Patient schwer krank, jedoch ansprechbar.

Experten in den USA warnen bereits seit Monaten, dass die Epidemie Afrika verlassen werde. Das lasse sich gar nicht vermeiden, sagen sie. Man könne das nur dann verhindern, wenn man die Flughäfen in Westafrika schließe und den Menschen verbiete, die Region zu verlassen.

Haben die Ärzte zu spät reagiert?

Der Fall ist der erste Test dafür, wie gut eine hoch entwickelte Gesundheitsinfrastruktur in westlichen Ländern auf Ebola vorbereitet ist. Mit der raschen Verbreitung des Virus in Westafrika wird die Wahrscheinlichkeit, dass es eingeschleppt wird, immer größer. Experten sind sich im Grunde einig, dass das Virus für Länder wie die USA keine Seuchengefahr darstellt. Dennoch wirft dieser erste Fall einige Fragen auf. So wollen viele wissen, warum man die Erkrankung des Mannes bei dessen ersten Arztbesuch am 26. September nicht gleich richtig diagnostiziert hat. Bei seinen Symptomen hätte man sofort nachfragen müssen, ob er sich in einer Ebola-Zone aufgehalten habe. Nach Ansicht des Leiters des US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, reagierten die Mediziner zu spät. Der Arzt in der Notaufnahme hätte den Patienten fragen müssen, ob er kürzlich ins Ausland gereist sei, sagte Fauci dem Sender CNN. Der Hinweis auf den Aufenthalt in Liberia wäre dann ein „gewaltiges Warnsignal“ gewesen. Außerdem stellt sich die Frage, wie viel medizinisches Personal in Dallas mit dem Patienten in Kontakt gekommen ist und ob diese Leute auch beobachtet werden. (mit dpa/AFP/rtr)