Von der Straße aus, die durch den Ehninger Teilort Mauren führt, ist die Anlage nicht zu sehen. Doch die Krohmers, die über dem Schickhardt-Bau wohnen, öffnen den Garten immer wieder für Besucher und Veranstaltungen.

Ehningen - Gut versteckt hinter der Ruine des Maurener Schlosses liegt ein weitläufiger Garten, der in die Landschaft übergeht. Der Himmel ist zwar grau an dem Vormittag, aber die Herbstfärbung der Bäume gibt der Umgebung einen farbenfrohen Anstrich. Die Terrassen der ursprünglichen Anlage sind noch gut zu erkennen. Und Alexandra Krohmer beginnt sofort zu erzählen, wie es hier einst ausgesehen hat. Der Garten gehört ihr und ihrer Familie, ihn öffnen sie immer wieder für Besucher und für besondere Veranstaltungen. Heinrich Schickhardt hat das Schloss in den Jahren 1615 bis 1617 gebaut – und vielleicht auch den Garten geplant.

 

Wer das erste Mal zu Gast ist im Schloss Mauren – genauer sagt, von dem, was von dem einst imposanten dreistöckigen Gebäude mit mächtigem Walmdach nach einem Bombenangriff im Jahr 1943 übrig ist –, ist erst einmal verblüfft. Das kennt Alexandra Krohmer schon. Denn von der Straße aus, die durch den Ehninger Teilort Mauren führt, ist der Garten nicht zu erahnen, die Schlossruine versperrt den Blick. Unterhalb der Treppenstufen an der Rückseite etwa fällt das runde Beet mit den leuchtend gelben und orangefarbenen Blüten der Kapuzinerkresse ins Auge. „Da stand einst ein Springbrunnen mit einer Fontäne in der Mitte“, sagt Alexandra Krohmer. Der Brunnen ist längst verschwunden, aber die Kapuzinerkresse markiert noch seinen Standort. Treppen führen hinunter zu den Terrassen. „Von der strengen Gartenanlage geht es raus in die Natur, in die Weite“, erklärt Alexandra Krohmer das Konzept des Gartens, in dem sie, wie sie sagt, „eine wunderschöne Kindheit verbracht“ hat. Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie sie in jungen Jahren beispielsweise den Sandweg in der Lindenallee geharkt hat. Heute überwiegt Rasen.

Die Gartenanlage verändert sich

„Der Garten ist immer dem Geschmack des Besitzers unterworfen“, sagt Alexandra Krohmers Mann Erich. „Die alte Gartenanlage ist noch erhalten, auch wenn sie nicht mehr so gepflegt ist.“ Ob sie von Heinrich Schickhardt stammt, kann er nicht mit Sicherheit sagen. Es sei davon auszugehen, sagt Erich Krohmer. Pläne und Skizzen gibt es aus der Anfangszeit nicht. Verbürgt ist hingegen, dass sich der spätere Besitzer Friedrich Wilhelm Ludwig von Koenig Anfang des 19. Jahrhunderts das Schloss umbauen und den Garten neu gestalten ließ. Die Krohmers haben noch alte Aufnahmen, die ältesten aus den 1870er Jahren. Sie zeigen beispielsweise Orangen- und Zitrusbäume in großen Kübeln. Zu jener Zeit habe die Remise, die noch steht, vor allem als Orangerie gedient, sagt Erich Krohmer.

In jener Zeit war es auch modern, möglichst exotische Bäume zu pflanzen. Davon zeugt noch eine nordamerikanische Kastanie. Unendlich viele verschiedene Sorten von Pfaffenhütchen und Thujen seien damals gesetzt worden, erklärt Erich Krohmer. Eine Beschreibung des Maurener Schlosses samt Garten hat er in der „Schwäbischen Chronik“ aus dem Jahr 1867 entdeckt: „So stimmt in Mauren Garten und Schloß trefflich zusammen“, steht da. Das Schloss sei „in einfachem Renaissancestil gehalten“, die „langen Linien der hohen Stufen des Gartens“ belebten Vasen, Statuen und Blumenbeete mit Rosenhecken und fremden immergrünen Bäumen, „von langen schattigen Gängen“ und „prachtvollen Baumgruppen“ ist die Rede.

Die Freude am Garten überwiegt die Last der Arbeit

Auch die Krohmers, die in Wohnboxen über der unter Denkmalschutz stehenden Schlossruine leben, haben dem Garten ein anderes Gesicht gegeben. Vor 15 Jahren zu seinem 60. Geburtstag etwa haben sie zusammen mit Freunden neue Rabatten angelegt – vor allem mit Pfingstrosen. Jedes Jahr müssten sie neue Büsche und Sträucher pflanzen, sagt Erich Krohmer. Doch noch überwiege die Freude an dem Garten die Last der Arbeit. Die gesamte Anlage ist drei Hektar groß, den Krohmers gehört die Hälfte davon. Auf die Frage, ob sie denn einen Lieblingsplatz in dem Garten haben, antwortet Alexandra Krohmer wie aus der Pistole geschossen: „Ja, unter der Blutbuche.“ Der mächtige Baum an der Rückseite des Schlosses. „Niemand weiß, wie alt die Blutbuche ist. Ihr Laub schimmert im Frühjahr Altrosa, im Oktober dann Orange“, schwärmt Alexandra Krohmer.