Der Softwareunternehmer Dietmar Hopp hat ein Vermögen verdient. Das meiste Geld ist in eine Stiftung geflossen. Sie unterstützt vorzugsweise in der Rhein-Neckar-Region eine Vielzahl von Projekten – von der Kinderballschule bis zum Hospiz.

Heidelberg - Mit 66 Jahren“, heißt es in einem bekannten Song von Udo Jürgens, „mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss.“ Das hatte Dietmar Hopp noch etwas anders gesehen, als er sich 2005 endgültig aus dem von ihm mit gegründeten Softwarekonzern SAP in Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) zurückgezogen und aus dem Aufsichtsrat verabschiedet hat. „Mit 65 ist so langsam Schluss“, sagte er damals. Doch schon wenig später hat der erfolgreiche Unternehmer neu losgelegt: Er ist als Investor wagemutig in die Branche der Biotechnologie eingestiegen, er hat mit der TSG 1899 Hoffenheim die 1. Bundesliga erobert und mit seinem Geld klammen Brauereien, Hotels und etlichen anderen Unternehmen in seiner Heimatregion Rhein-Neckar unter die Arme gegriffen.

 

Daneben hat er über seine 1995 gegründete Stiftung hohe Summen ausgeschüttet, mit denen zahlreiche Projekte in Sport, Medizin, Bildung und im Sozialbereich initiiert und gefördert wurden und werden. Mehr als 375 Millionen Euro hat die Stiftung bis heute verteilt. Die nächste große Aktion steht kurz bevor: am 5. Juni sollen in Mannheim die Namen von 18 Städten und Gemeinden bekanntgegeben werden, die demnächst eine Großspende zum Bau einer neuen „Alla-Hopp-Anlage“ bekommen. In den Anlagen sollen sich künftig Jung und Alt entsprechend dem Kurpfälzer Motto: „Alla hopp!“ – auf Hochdeutsch: „Auf geht’s!“ – beim Freizeit- und Fitnesstraining treffen. 127 Kommunen haben sich beworben. Das zeigt: die Unterstützung des Mäzens ist gefragt, die Ideen seiner Stiftung kommen an.

Auch Franz Beckenbauer wird zur Preisverleihung erwartet

Die Liste der Auszeichnungen, die Hopp dafür bisher erhalten hat, ist lang. Am kommenden Samstag kommt eine weitere hinzu. Da erhält er in Hamburg den Deutschen Stifterpreis 2014 des Bundesverbands Deutscher Stiftungen. Zur Preisverleihung wird auch der „Fußballkaiser“ Franz Beckenbauer erwartet. Er hat seinen Freund Dietmar Hopp schon früher für seine Verdienste als Sportförderer und Stifter gewürdigt. „Ich kenne nur wenige Menschen mit einem derart hohen Verantwortungsbewusstsein für ihre Mitmenschen“, sagte er im Vorfeld der Verleihung.

Professor Wilhelm Krull, der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes, erklärte den Walldorfer Unternehmer zum „Ausnahmemäzen“; seine Stiftung sei vorbildhaft: „Sie ist mit ihrer strategisch fokussierten Arbeit ausgesprochen effizient und innovativ“, lobte er. Man könnte wohl auch sagen, beim SAP-Mitgründer, der Ende April seinen 74. Geburtstag gefeiert hat, wird alles, was er anpackt, zu einem Unternehmen: Er hat nach dem Abitur Nachrichtentechnik studiert, mit 32 Jahren hat er auf dieser Basis zusammen mit vier ehemaligen IBM-Kollegen eine Softwarefirma aufgebaut, aus der ein Weltkonzern geworden ist. Mit 50 Jahren hat er angefangen, Golf zu spielen. Heute haben er und seine Familie drei Golfplätze im In- und Ausland, er selbst ist Präsident des Clubs St. Leon-Rot (Rhein-Neckar-Kreis.) Die Fußballleidenschaft hat ihn schon im Kindesalter in Hoffenheim gepackt. Nach seinem Abschied von SAP hat er seinen alten Verein unter den kritischen Blicken der Konkurrenz und der Medien zielstrebig zum Bundesligaclub ausgebaut.

Der heutige Mäzen wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf

Zielstrebig war Hopp von jeher. Das sieht er auch selbst so. „Das steckt mir im Blut, ich muss immer etwas tun“, gesteht er. „Das habe ich wohl von meiner Mutter, sie war auch so.“ Die Verhältnisse waren bei Hopps in den 1950ern bescheiden – wie in vielen Familien damals. Der Vater durfte wegen seiner Vergangenheit in der NS-Zeit nicht mehr als Lehrer arbeiten. Die vier Kinder mussten sich ihr Schulgeld quasi mitverdienen. „Ich habe schon mit sieben, acht Jahren angefangen, alles Mögliche zu sammeln, von Weinbergschnecken bis zu Alteisen“, erzählt Dietmar Hopp. Später hat er Kohlen getragen, um sein Taschengeld aufzubessern; sogar für die Heidelberger „Rhein-Neckar-Zeitung“ sei er „als Reporter unterwegs gewesen – für zehn Pfennig pro Zeile“, hat er jüngst in einer Talkshow im dortigen Theater verraten.

Es muss eine kurze Stippvisite gewesen sein, sonst wäre er nicht, wie geschehen, zu einem der reichsten Männer Deutschlands geworden. Hopp hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er nicht nur viel arbeiten, sondern auch viel Geld verdienen wollte. Dabei hat er immer im Blick behalten, dass auch andere nicht zu kurz kommen. Für viele seiner früheren Mitarbeiter bei SAP ist er so zum inzwischen fast legendären „Vadder Hopp“ geworden.

Hopp möchten seinen Wohlstand teilen

Seit er 1995 zwei Drittel seines Privatvermögens in eine Stiftung eingebracht hat, hat er immer wieder versichert, wie gern er gerade den Jugendsport, die Medizin und soziale Projekte fördert. „Ich hatte viel Glück in meinem Leben und freue mich, meinen Wohlstand mit der Gesellschaft zu teilen“, erklärt er. Was etwas abstrakt klingt, erfährt er selbst oft genug konkret und hautnah: Wenn er sich mit jungen Sportlern trifft, wenn er Briefe erhält von Eltern, deren Kinder unheilbar krank zur Welt gekommen sind und dank der Hilfe der Stiftung gut überleben können, oder von Menschen, deren Angehörige in einem Hospiz versorgt werden, das sie hat bauen lassen. „Dieser Dank kommt unmittelbar an, und das ist schon sehr schön“, sagt Hopp. „Daher macht das Stiften wirklich Spaß und ist befriedigend.“

Wer ihn erlebt, nimmt ihm ohne Weiteres ab, dass ihm das Engagement eine Herzensangelegenheit ist. Dass Hopp „nur schwer Nein sagen kann“, hat sich herumgesprochen; das könne, lässt er vorsichtig durchblicken, auch zur Last werden. „Aber ich will nicht jammern“, sagt er. Den größten Spaß macht ihm neben dem Fußball, allen Stifterfreuden zum Trotz, noch immer der Golfsport. „Am liebsten gehe ich raus und spiele – im Sommer jeden Tag, das ist wie Urlaub“, sagt er. Und mindestens so viel Freude wie die von ihm geförderten Nachwuchssportler machen ihm die Wissenschaftler in den jüngsten seiner 16 Biotec-Firmen. Zwei davon sind kürzlich in Tübingen neu hinzugekommen. Sie sollen vor allem die personalisierte Krebstherapie voranbringen. Hopp ist überzeugt, dass ihr die Zukunft gehört: „Darüber könnte ich stundenlang reden – Sie glauben gar nicht, wie sehr mich diese Tübinger begeistern.“

Details zum Stuftungswesen

Stiftungsverband
Der Bundesverband deutscher Stiftungen vertritt als Dachverband die Interessen von insgesamt 3800 Stiftungen in Deutschland. Insgesamt sind ihm über Verwaltungen mehr als 7000 Stiftungen verbunden. Damit repräsentiert der Verband nach eigenen Angaben rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.

Deutscher Stifterpreis
Mit dem undotierten Deutschen Stifterpreis würdigt der Bundesverband seit 1994 in unregelmäßigen Abständen vorbildliche stifterische Einzelleistungen. Dietmar Hopp ist der 14. Preisträger. Vor ihm wurden unter anderem der Tennisspieler Michael Stich und die Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard ausgezeichnet.

Dietmar-Hopp-Stiftung
Mit einem Vermögen von 4,345 Millionen Euro rangiert die Stiftung des SAP-Gründers Dietmar Hopp bundesweit auf Platz zwei hinter der Robert-Bosch-Stiftung. Ihre Erträge bezieht sie überwiegend aus der Dividende der SAP-Aktien, mit denen Hopp 1995 zwei Drittel seines Geldes in die Stiftung einbrachte. Der Schwerpunkt der Förderung liegt in der Metropolregion Rhein-Neckar; das Spektrum der Projekte reicht von der Ballschule für Kinder bis zum Hospiz für Sterbende