Der Garden Campus ist Thema im Bezirksbeirat gewesen. Die Lokalpolitiker sind auch nach der Vorstellung der vier Siegerentwürfe noch skeptisch. Der Verkehr und die Verflechtung mit der Ortsmitte müssten noch verbessert werden.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Für die Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung fanden die Vaihinger Lokalpolitiker größtenteils lobende Worte: Sie sei gut organisiert gewesen, die Möglichkeit, mit den Architekten ins Gespräch zu kommen, sei gegeben gewesen, die Bürger hätten großes Interesse daran gezeigt, sich einzubringen. Doch auch nach der Bürgerinformation bleibt bei vielen Bezirksbeiräten die Skepsis bezüglich des von der Gerchgroup geplanten Stadtquartiers auf dem Eiermann- Campus. Vor allem in Sachen Verkehr und Mobilität seien die Entwürfe der Architekten nicht ausreichend durchdacht gewesen.

 

„Mit dem Verkehrskonzept steht und fällt das ganze Projekt“, sagte CDU-Sprecher Ulrich Bayer im Bezirksbeirat. „Sowohl beim Individualverkehr als auch beim ÖPNV fehlt mir noch ein bisschen die Ausarbeitung“, bestätigte Sigrid Beckmann von der SPD. Die Grünen bemängelten die Reihenfolge in der Planung. „Wir hätten es begrüßt, wenn erst einmal ein schlüssiges Verkehrskonzept entwickelt worden wäre und dann die Pläne zur Bebauung“, sagte Christa Tast.

Verkehr und Anbindung waren Teil der Aufgabenstellung

Gerhard Wick von SÖS/Linke-Plus fand noch deutlichere Worte. „Das Vorhaben ist für Vaihingen verheerend. Es bringt nur Probleme.“ Er warf der Gerchgroup Profitgier und Geheimnistuerei bei den Planungen vor. Wick erinnerte daran, dass ein Großteil des Bezirksbeirats zu Beginn gegen die Bebauung gewesen sei und nun „den Bedürfnissen der Gerchgroup folge“. „So kann man die Interessen der Vaihinger nicht vertreten“, sagte Wick. Er kritisierte wie seine Vorredner den zusätzlichen Verkehr wegen des Garden Campus.

Markus Pärssinen, der Geschäftsführer der Seyler + Pärssinen Projektpartner GmbH und Geschäftspartner des Investors, erklärte, dass ein Mobilitätskonzept durchaus von den Architekturbüros gefordert gewesen sei. „Es war Grundlage der Ausschreibung“, so Pärssinen. „Wir möchten ein Quartier entwickeln, dass die Möglichkeit bietet, vom Individualverkehr abzukommen“, sagte er. Das bedeutet weniger Autos, mehr Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel. Dazu könnte auch die bereits mehrfach ins Gespräch gebrachte Seilbahn gehören. Für deren Umsetzung braucht es allerdings zunächst eine Machbarkeitsstudie.

Bezirksbeiräte fordern ein stimmiges Verkehrskonzept

Ein weiterer Kritikpunkt der Bezirksbeiräte an den Plänen zur Bebauung der ehemaligen IBM-Zentrale war die Anbindung des neuen Stadtquartiers an die Vaihinger Mitte. Man möchte zwar ein eigenständiges Quartier schaffen, aber kein Getto. „Die Öffnung nach Vaihingen ist wichtig“, sagte Eyüp Ölcer von den Freien Wählern. Die Anbindung an die Busse und Bahnen der SSB müsse gewährleistet werden, bestätigte Christa Tast. Man sei sich der „Insellage“ des geplanten Garden Campus bewusst, so Markus Pärssinen. „Die Verflechtung mit Vaihingen stand deswegen ebenso in der Auslobung wie das Mobilitätskonzept.“

Die vier Entwürfe der Büros Astoc aus Köln, Cobe Berlin, Steidle Architekten aus München und Kleihues+Kleihues aus Berlin, die vom Preisgericht im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs als Sieger ausgewählt wurden, müssten allerdings alle ihre Ausführungen diesbezüglich noch einmal überarbeiten. Susanne Frucht vom Stadtplanungsamt bestätigte, dass für Verkehr und Anbindung weitere Gutachten erforderlich seien. „Die Pläne für Mobilität und ÖPNV müssen noch näher konkretisiert werden“, so Frucht.

Zum Abschluss des Tagesordnungspunkts beantragte Gerhard Wick, dass der Bezirksbeirat seine Ablehnung zum Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans des ehemaligen IBM-Campus bekräftigt. Bereits bei der ersten Sitzung zum Campus im Februar hatten die Lokalpolitiker gegen die Pläne der Gerchgroup gestimmt. Zunächst solle ein Gesamtverkehrskonzept und ein Strukturplan für Vaihingen vorliegen. Eine knappe Mehrheit schloss sich Wick an. Acht von 14 anwesenden Bezirksbeiräten stimmten für seine Forderung.

Das weitere Vorgehen

Gutachterverfahren:
Die Entwürfe der vier Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs werden zunächst in diversen städtischen Gremien vorgestellt. Für den zweiten Teil des Wettbewerbverfahrens, das städtebauliche Gutachterverfahren, müssen die Architekten ihre Entwürfe überarbeiten. Die Empfehlungen des Preisgerichts, der Gremien und der Bürgerbeteiligung sollen einbezogen werden. Start dafür ist der 17. Oktober. Das Preisgericht bestimmt am 28. November den finalen Siegerentwurf.

Bürgerbeteiligung:
Die Bürgerbeteiligung geht am 10. Dezember in die dritte Runde. Dann wird der finale Siegerentwurf der Öffentlichkeit vorgestellt. Ebenfalls im Dezember werden die Pläne in den städtischen Gremien präsentiert.