Wer in einer Demokratie regiert, hat Macht. Wohlgemerkt: Macht auf Zeit, denn schon bei der nächsten Wahl können die heute Herrschenden in die Opposition geschickt werden. In Baden-Württemberg hat das allerdings einige Wahlen länger gedauert als in den meisten anderen Bundesländern. Fast sechzig Jahre hatte die CDU das Sagen – und wie dringend notwendig die Abwahl dieser Staatspartei war, zeigte sich nicht zuletzt an den Skandalen,die danach aufgedeckt werden konnten.Wäre die alte Regierung noch am Ruder, wüssten wir heute – um ein Beispiel zu nennen – mit großer Wahrscheinlichkeit nur einen Bruchteil all der Ungeheuerlichkeiten, die sich im Umfeld des EnBW-Deals abgespielt haben. Von Zeit zu Zeit muss man das Haus also gründlich ausmisten, durchlüften und putzen. Diesen reinigenden Vorgang, auf die Seele des Menschen bezogen, nannten die Griechen Katharsis. Auf die innere Verfassung eines Staates bezogen, nennen wir ihn schlicht: Machtwechsel.

Roland Müller