Wem gehört die Stadt? Den Menschen, die darin wohnen? Den Investoren, die darin bauen? Den Autos, die darin fahren? Diese Fragen sind in den vergangenen Jahren auf der halben Welt gestellt worden, von San Francisco bis Istanbul, von New York bis Stuttgart. Eine der sympathischsten Antworten darauf lautet „Shared Space“, was auf Deutsch so viel wie „gemeinsam genutzter Raum“ heißt. Dahinter steckt die Idee, dass der für ein demokratisches Zusammenleben grundlegende Anspruch auf Gleichberechtigung auch für einen Sektor gelten sollte, der bisher streng hierarchisch geordnet war: den Stadtverkehr. Bisher dominierten die Autofahrer, nun aber wird ein Raum geschaffen, der allen die gleichen Rechte einräumt. Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer bewegen sich – im Idealfall – in schöner Eintracht durch den von keinerlei Schildern, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen reglementierten Shared Space. Jeder muss im entschleunigten Verkehrsgeschehen jeden beachten und mithin als Partner auch jederzeit achten – und das ist nicht nur eine treffende Metapher für eine demokratische Stadt, sondern auch ein handfestes Modell für ein Miteinander, das nachweislich die Zahl der Unfälle reduziert. Auch Stuttgart hat seine „Mischverkehrsfläche“: in der Tübinger Straße, im Herzen der Stadt.rm

 

Roland Müller