Peters’ Frau Nesrin ist nach fünf Jahren noch die Wut anzumerken. Seine Frau hat sich zu ihm auf die Couch gesetzt, als er von seiner Dienstzeit 2009 bis 2013 erzählt. Ein Foto der Familie Peters wird 2012 in einer niedersächsischen Regionalzeitung abgedruckt. Der Soldat küsst vor dem Auslaufen zum Abschied seine Frau. Das Bild eines athletischen Mustersoldaten und seiner schönen Frau scheint wie gemacht für eine Bundeswehrbroschüre. Nesrin Peters berichtet, wie es ihnen wirklich ging in jenem Jahr. Ihr Mann sei psychisch immer schlechter drauf gewesen.

 

Dabei hätte er nach der freiwilligen Verlängerung 2011 beinahe nicht auf seine zweite Reise mit der Bayern gehen können. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) unterzieht Peters einer Sicherheitsprüfung. „Ich bin Muslim und bin mit einer Afghanin verheiratet“, sagt Peters, als wäre das Erklärung genug. Seine Welt sei zusammengebrochen, als er wenige Tage vor seiner Abreise erfährt, dass er als Sicherheitsrisiko eingestuft wird, nicht mitfahren darf. „Du bist loyal, strengst dich an, verlängerst sogar deinen Dienst, weil dir die Sache wichtig ist. Und dann bist du plötzlich wegen deinem Glauben ein Risiko für andere.“

Nur eine subjektive Wahrnehmung?

Peters will verstehen, was an ihm gefährlich ist. Er verfasst jene Mail an den Wehrbeauftragten Hellmut Könighaus und erwähnt auch erlittene Demütigungen. Die Mail liest sich wie die Klage eines zu Unrecht verschmähten Liebhabers. Die Schilderungen scheinen Könighaus zu berühren. Er lässt seine Mitarbeiter nachforschen. Sie finden heraus, dass die Papiere, die Peters’ Unbedenklichkeit bescheinigen, auf der Bayern im Umlauf stecken geblieben sind. Ohne die Dokumente erteilt der MAD aber einen negativen Bescheid bei einer Sicherheitsüberprüfung. Schlamperei? Böswillige Absicht? Ein Mitarbeiter des heutigen Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels bestätigt den Vorgang, wie Peters ihn schildert. Warum die Unterlagen über Monate liegen geblieben sind, sei nicht bekannt. Zu möglichen Diskriminierungen Peters’ könne aus Datenschutzgründen keine Auskunft erteilt werden.

Marinesprecher Johannes Dumrese bezeichnet die Schilderungen des Soldaten Peters als subjektive Wahrheit, die er nicht deuten wolle. Er bestätigt, dass Peters sich während seiner ersten Dienstzeit auf der Bayern wegen Diskriminierungen an seine Vorgesetzten gewandt hatte. Danach hätten die Vorfälle aufgehört. Zu dem, was Peters nach seiner freiwilligen Verlängerung bis 2013 erlebt habe, könne er nichts sagen. Der Soldat habe nichts mehr gemeldet.

Die Fregatte Bayern verlässt im Herbst 2011 mit Peters an Bord den Hafen von Dschibuti, um während der Operation „Atalanta“ vor der somalischen Küste Piraten zu jagen. Die Rückkehr auf das Schiff hat Peters dem Wehrbeauftragten zu verdanken. Doch der sitzt in Deutschland, weit weg von der Küste Somalias. Ein Offizier empfängt ihn an Bord mit der Erklärung, dass er sich jetzt anstrengen müsse, nach dem, was er sich geleistet habe. Doch die Offiziere scheinen die Latte unüberwindbar hoch zu hängen für Peters. Er erzählt, dass er für Verstöße Disziplinarstrafen erhalten habe, die bei anderen mit Sprüchen abgegolten wurden. Gleichzeitig hätten andere für gleiche Leistungen Boni erhalten, er aber nicht. „Bei den Ariern wurde in meiner Anwesenheit immer ein Auge zugedrückt“, formuliert er es. Auf die Frage, ob ihm bewusst sei, was für ein Vokabular er da gerade verwendet und ob er sich selbst als Nichtarier sieht, hält er kurz inne. „Irgendwann beginnt man so zu denken, ja.“

Eingestuft als Sicherheitsrisiko

Peters’ Frau Nesrin ist nach fünf Jahren noch die Wut anzumerken. Seine Frau hat sich zu ihm auf die Couch gesetzt, als er von seiner Dienstzeit 2009 bis 2013 erzählt. Ein Foto der Familie Peters wird 2012 in einer niedersächsischen Regionalzeitung abgedruckt. Der Soldat küsst vor dem Auslaufen zum Abschied seine Frau. Das Bild eines athletischen Mustersoldaten und seiner schönen Frau scheint wie gemacht für eine Bundeswehrbroschüre. Nesrin Peters berichtet, wie es ihnen wirklich ging in jenem Jahr. Ihr Mann sei psychisch immer schlechter drauf gewesen.

Dabei hätte er nach der freiwilligen Verlängerung 2011 beinahe nicht auf seine zweite Reise mit der Bayern gehen können. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) unterzieht Peters einer Sicherheitsprüfung. „Ich bin Muslim und bin mit einer Afghanin verheiratet“, sagt Peters, als wäre das Erklärung genug. Seine Welt sei zusammengebrochen, als er wenige Tage vor seiner Abreise erfährt, dass er als Sicherheitsrisiko eingestuft wird, nicht mitfahren darf. „Du bist loyal, strengst dich an, verlängerst sogar deinen Dienst, weil dir die Sache wichtig ist. Und dann bist du plötzlich wegen deinem Glauben ein Risiko für andere.“

Nur eine subjektive Wahrnehmung?

Peters will verstehen, was an ihm gefährlich ist. Er verfasst jene Mail an den Wehrbeauftragten Hellmut Könighaus und erwähnt auch erlittene Demütigungen. Die Mail liest sich wie die Klage eines zu Unrecht verschmähten Liebhabers. Die Schilderungen scheinen Könighaus zu berühren. Er lässt seine Mitarbeiter nachforschen. Sie finden heraus, dass die Papiere, die Peters’ Unbedenklichkeit bescheinigen, auf der Bayern im Umlauf stecken geblieben sind. Ohne die Dokumente erteilt der MAD aber einen negativen Bescheid bei einer Sicherheitsüberprüfung. Schlamperei? Böswillige Absicht? Ein Mitarbeiter des heutigen Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels bestätigt den Vorgang, wie Peters ihn schildert. Warum die Unterlagen über Monate liegen geblieben sind, sei nicht bekannt. Zu möglichen Diskriminierungen Peters’ könne aus Datenschutzgründen keine Auskunft erteilt werden.

Marinesprecher Johannes Dumrese bezeichnet die Schilderungen des Soldaten Peters als subjektive Wahrheit, die er nicht deuten wolle. Er bestätigt, dass Peters sich während seiner ersten Dienstzeit auf der Bayern wegen Diskriminierungen an seine Vorgesetzten gewandt hatte. Danach hätten die Vorfälle aufgehört. Zu dem, was Peters nach seiner freiwilligen Verlängerung bis 2013 erlebt habe, könne er nichts sagen. Der Soldat habe nichts mehr gemeldet.

Die Fregatte Bayern verlässt im Herbst 2011 mit Peters an Bord den Hafen von Dschibuti, um während der Operation „Atalanta“ vor der somalischen Küste Piraten zu jagen. Die Rückkehr auf das Schiff hat Peters dem Wehrbeauftragten zu verdanken. Doch der sitzt in Deutschland, weit weg von der Küste Somalias. Ein Offizier empfängt ihn an Bord mit der Erklärung, dass er sich jetzt anstrengen müsse, nach dem, was er sich geleistet habe. Doch die Offiziere scheinen die Latte unüberwindbar hoch zu hängen für Peters. Er erzählt, dass er für Verstöße Disziplinarstrafen erhalten habe, die bei anderen mit Sprüchen abgegolten wurden. Gleichzeitig hätten andere für gleiche Leistungen Boni erhalten, er aber nicht. „Bei den Ariern wurde in meiner Anwesenheit immer ein Auge zugedrückt“, formuliert er es. Auf die Frage, ob ihm bewusst sei, was für ein Vokabular er da gerade verwendet und ob er sich selbst als Nichtarier sieht, hält er kurz inne. „Irgendwann beginnt man so zu denken, ja.“

Die anderen sehen nur einen Ausländer

Der muslimische Soldat, der wegen seines Glaubens zu Beginn seines Dienstes ein Bier verweigert, greift aus Frust jetzt öfter zur Flasche. Aber auch jetzt, wo er säuft, erregt er Missfallen. Bei einer Feier in einem italienischen Hafen stürmt ein Unteroffizier auf ihn zu. Er regt sich auf, weil ein Muslim, der trinkt, keinen Grund habe, Schweinefleisch zu verweigern. „Er hätte mich geschlagen, wenn ihn zwei Kameraden nicht festgehalten hätten“, meint Peters. Schlimmer sei für ihn aber die Reaktion der Offiziere gewesen. Der Unteroffizier habe nicht einmal eine Disziplinarstrafe erhalten. „Ich habe kapiert, dass ich hier nicht mehr wegkomme und niemand mir hilft“, sagt er. Seine Gedanken beginnen um die Reling und das Meer zu kreisen.

„Nicht wegen des Glaubens auffallen“

Stefan Peters arbeitet heute in einem technischen Beruf. Er sagt, dass er immer noch stolz auf seinen Dienst bei der Bundeswehr ist. „Wir haben großartige Sachen gemacht und zum Beispiel Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet“, sagt er. Würde aber eines seiner beiden Kinder zur Bundeswehr wollen, wäre er skeptisch. „Mir ist durch die Zeit bei der Bundeswehr klar geworden, dass es besser für sie ist, wenn sie in Deutschland nicht wegen ihres Glaubens auffallen“, sagt er. Sicher, die Armee könnte den Fall Franco A. zum Anlass nehmen, mehr in die politische Bildung ihrer Soldaten zu investieren, meint er.

Er findet es richtig, dass Ursula von der Leyen die Traditionslinie zur Wehrmacht kappen will. Auf der Bayern hing zum Beispiel ein Bild des Schlachtschiffs Bismarck. Worauf sollen Bundeswehrsoldaten stolz sein, wenn sie ein Kriegsschiff der NS-Marine in der Mannschaftsmesse betrachten, fragt sich Peters. Die Bundeswehr spiegele Haltungen wider, die auch außerhalb von Kasernen verbreitet seien, meint er. „Es ist schon lustig, dass ich deutscher Soldat werden musste, um zu kapieren, dass die anderen in mir einen Ausländer sehen.“

* Namen von der Redaktion geändert