Der Tod bin Ladens war für Al-Kaida ein Schlag. Sein Nachfolger Eiman al-Sawahiri, der nun ebenfalls in Pakistans wildem Niemandsland vermutet wird, füllt diese Rolle nicht aus. Ihm fehlt das Charisma. Doch die Ideologie des weltweiten Dschihad habe überlebt, meinen Experten. „Es ist Wunschdenken zu sagen, Al-Kaida sei am Rande der Niederlage“, sagt der Analyst Seth G. Jones von der RAND Corporation.

 

Zwar stimmen die meisten Experten überein, dass Al-Kaida geschwächt ist. Die letzte große Terrorattacke, die Al-Kaida zugeschrieben wird, war vor sieben Jahren in London. Und auch für die nächste Zeit rechnet man nicht mit einem Anschlag in der Dimension des 11. September. Doch besiegt sei das Terrornetzwerk nicht, sagt Jones. Im Gegenteil: Al-Kaida habe ihre Präsenz im Mittleren Osten und im Norden Afrikas ausgedehnt, neue Partner gewonnen und in einigen Regionen wie dem Jemen sogar die Kontrolle über Territorium errungen.

„Verschiedene Indikatoren suggerieren, dass Al-Kaida stärker wird“, erklärt Jones. Al-Kaida lebte nie von einer Person, sondern von einer Idee, vom Hass auf den übermächtigen Westen und die „Ungläubigen“. Es hat sich zwar aus Pakistan wegverlagert, dafür aber andernorts neu formiert. Experten glauben, dass die Kerntruppe Al-Kaidas in Pakistan und Afghanistan nur noch einige Dutzend Mitglieder umfasst. Das dürfte aber weniger dem Tod bin Ladens als den Offensiven am Hindukusch und den Drohnenangriffen in Pakistan geschuldet sein. Aber was wird nach dem Abzug des Westens? Viele fürchten, dass Al-Kaida dann in der Region wieder freie Hand hat. Geheimdienstleute beschreiben die Terrorgruppe als eine Hydra mit tausend Köpfen. Als der gefährlichste Zweig gilt der Al-Kaida-Ableger im Jemen. Daneben nennen Experten Al-Kaida in Algerien und Mali, die verbündete Bewegung Schabab in Somalia, Boko Haram in Nigeria sowie die Terrorgruppen Lashkar-e-Toiba und Tehrik-i-Taliban in Pakistan. Diese Gruppen sollen sich gegenseitig unterstützen.

Was wird nach dem Abzug des Westens?

Auch im Arabischen Frühling, etwa beim Aufstand in Syrien, sollen Al-Kaida-nahe Gruppen mitmischen. „Bei aller Bewunderung für die tapferen Demonstranten in den Straßen von Damaskus bis Sanaa hat die wachsende Instabilität doch einen fruchtbarem Boden für Al-Kaida geschaffen, den Einfluss über die Region auszuweiten“, sagt Jones. „Wir stehen heute einer viel, viel größeren Bedrohung gegenüber. Es ist eine zerstreutere Gefahr, dezentralisiert in einem breiten Netzwerk von Gruppen. Al-Kaida inspiriert diese Gruppen, aber kontrolliert sie nicht.“

„Wir haben Al-Kaida auf den Weg der Niederlage geschickt“, triumphierte er vor einem Jahr. Doch viele Terrorexperten mögen diese Ansicht ein Jahr später nicht teilen. Bin Ladens Tod scheint mehr ein gefühlter Sieg über Al-Kaida. Die USA hatten ihn zur Personifizierung des Bösen, zum Gesicht des Terrors stilisiert. Sein Tod hätte zeitlich kaum passender kommen können, da Obama den Abzug aus Afghanistan plante und er einen Erfolg vorweisen wollte. Doch welche Rolle spielte bin Laden wirklich in seinen letzten Lebensjahren? War das Haus in der Garnisonsstadt Abbottabad sein Versteck? Oder war es – wie andere meinen – eher ein Gefängnis? Die Filme zeigen einen gebrochenen, grauhaarigen Mann, der gebeugt mit einer schmuddeligen Decke um die Schultern und einer Wollmütze auf dem Kopf in einem schäbigen Raum Fernsehen schaut.

Ein Schlag gegen Al-Kaida

Der Tod bin Ladens war für Al-Kaida ein Schlag. Sein Nachfolger Eiman al-Sawahiri, der nun ebenfalls in Pakistans wildem Niemandsland vermutet wird, füllt diese Rolle nicht aus. Ihm fehlt das Charisma. Doch die Ideologie des weltweiten Dschihad habe überlebt, meinen Experten. „Es ist Wunschdenken zu sagen, Al-Kaida sei am Rande der Niederlage“, sagt der Analyst Seth G. Jones von der RAND Corporation.

Zwar stimmen die meisten Experten überein, dass Al-Kaida geschwächt ist. Die letzte große Terrorattacke, die Al-Kaida zugeschrieben wird, war vor sieben Jahren in London. Und auch für die nächste Zeit rechnet man nicht mit einem Anschlag in der Dimension des 11. September. Doch besiegt sei das Terrornetzwerk nicht, sagt Jones. Im Gegenteil: Al-Kaida habe ihre Präsenz im Mittleren Osten und im Norden Afrikas ausgedehnt, neue Partner gewonnen und in einigen Regionen wie dem Jemen sogar die Kontrolle über Territorium errungen.

„Verschiedene Indikatoren suggerieren, dass Al-Kaida stärker wird“, erklärt Jones. Al-Kaida lebte nie von einer Person, sondern von einer Idee, vom Hass auf den übermächtigen Westen und die „Ungläubigen“. Es hat sich zwar aus Pakistan wegverlagert, dafür aber andernorts neu formiert. Experten glauben, dass die Kerntruppe Al-Kaidas in Pakistan und Afghanistan nur noch einige Dutzend Mitglieder umfasst. Das dürfte aber weniger dem Tod bin Ladens als den Offensiven am Hindukusch und den Drohnenangriffen in Pakistan geschuldet sein. Aber was wird nach dem Abzug des Westens? Viele fürchten, dass Al-Kaida dann in der Region wieder freie Hand hat. Geheimdienstleute beschreiben die Terrorgruppe als eine Hydra mit tausend Köpfen. Als der gefährlichste Zweig gilt der Al-Kaida-Ableger im Jemen. Daneben nennen Experten Al-Kaida in Algerien und Mali, die verbündete Bewegung Schabab in Somalia, Boko Haram in Nigeria sowie die Terrorgruppen Lashkar-e-Toiba und Tehrik-i-Taliban in Pakistan. Diese Gruppen sollen sich gegenseitig unterstützen.

Was wird nach dem Abzug des Westens?

Auch im Arabischen Frühling, etwa beim Aufstand in Syrien, sollen Al-Kaida-nahe Gruppen mitmischen. „Bei aller Bewunderung für die tapferen Demonstranten in den Straßen von Damaskus bis Sanaa hat die wachsende Instabilität doch einen fruchtbarem Boden für Al-Kaida geschaffen, den Einfluss über die Region auszuweiten“, sagt Jones. „Wir stehen heute einer viel, viel größeren Bedrohung gegenüber. Es ist eine zerstreutere Gefahr, dezentralisiert in einem breiten Netzwerk von Gruppen. Al-Kaida inspiriert diese Gruppen, aber kontrolliert sie nicht.“

Das erscheint bitter, wenn man die Kosten dieses „Krieges gegen den Terror“ sieht. Die Kriege in Afghanistan und im Irak sollen allein die USA 1,28 Billionen Dollar gekostet haben. Zehntausende von Menschen, die meisten Zivilisten, haben ihr Leben gelassen. Inzwischen melden sich die Zweifler zu Wort. So fordert der Princeton-Professor John Ikenberry, „diesen Krieg gegen den Terror zu beenden, weil wir Terrorismus niemals besiegen können“.