Eine Serie stellt alle Cannstatter Stadtteile vor. Heute: Veielbrunnen. Der Stadtteil hat eine bewegte Vergangenheit und steuert auf eine aufregende Zukunft zu, wird er doch in den kommenden Jahren größer.

Bad Cannstatt - Wenn man heute im Stadtteil Veielbrunnen ein paar Jungs beim Kicken auf der Straße oder im von den Bürgern gestalteten Neckarpärkle sieht, ist das auf gewisse Weise ein historisches Bild: „Der Stadtteil ist die Wiege des deutschen Fußballs“, erzählt Klaus-Dieter Kurzweg von der Gemeinwesenarbeit Veielbrunnen. Schon 1865 soll am Neckar Rugby gespielt worden sein und von da an ununterbrochen auf einer Wiese hinter dem Veielbrunnen Fußball, berichtete der Cannstatter Sportpionier Philipp Heineken in seinen Aufzeichnungen. Anfangs noch gelegentlich als „Fußlümmelei“ belächelt, war der Siegeszug des Rasenspiels bald nicht mehr aufzuhalten: 1890 überführten Schüler und Studenten aus angesehenen Cannstatter Familien, darunter die Söhne Gottlieb Daimlers, ihre bis dahin lose Spielgemeinschaft in den Cannstatter Fußball Club (CFC), der bereits vier Jahre später zusammen mit Frankfurter Spielern als „Süddeutsche Fußball Union“ erstmals in London gegen eine englische Mannschaft antritt.

 

Industrie prägt den Stadtteil

Doch nicht nur der Sport prägt das im Laufe des 19. Jahrhunderts entstandene Stadtviertel, das am Rand eines historischen Überflutungsgeländes zwischen Neckar und Seelberg liegt und deshalb erst mit der Kanalisierung des Flusses 1830 bebaut werden konnte. „Es wurde schnell ein Industriegebiet“, weiß Kurzweg über das Viertel, das seinen Namen vom am Veielbrunnen aus der Tiefe sprudelnden Mineralwasser hat. Das Daimler-Motorenwerk, die Königliche Eisenbahnwerkstätte und das Straßenbahndepot sind nur einige der Betriebe, die sich damals dort ansiedelten und das Gebiet leider auch zur beliebten Zielscheibe machten: „Der Veielbrunnen wurde im Krieg stark zerstört.“ Im Zuge des Wirtschaftswunders seien viele der im Stadtviertel ansässigen alteingesessenen Cannstatter zu Geld gekommen, hätten sich größere Häuser in der Umgebung zugelegt und ihre Wohnungen im Veielbrunnen an Gastarbeiter vermietet. „Als diese Wohnungen älter und als Renditeobjekte unrentabel wurden, haben viele die Häuser und Wohnungen an die Mieter verkauft“, erklärt Kurzweg, wie der Veielbrunnen zu einem kulturell bunt durchmischten Viertel wurde, in dem außergewöhnlich viele Wohnungs- und Hausbesitzer mit Migrationshintergrund leben, die eine starke nachbarschaftliche Gemeinschaft gebildet haben.

Entwicklung zum Stadtteil Veielbrunnen-Neckarpark

„Die Bürger haben seit fast 40 Jahren eine Bürgerinitiative und engagieren sich sehr in und für ihren Stadtteil, gerade jetzt wo die Erweiterung zum Stadtteil Veielbrunnen-Neckarpark bevorsteht“, sagt Kurzweg. Nicht nur bei der Planung des zurzeit neu entstehenden Quartiersplatzes haben sie ihre Vorstellungen eingebracht, auch bei der Entwicklung von Bildungskonzepten sind viele vorne mit dabei. „Der Stadtteiltreff platzt aus allen Nähten, egal ob es um Veranstaltungen des geselligen Beisammenseins geht oder die Treffen von Gruppierungen und Arbeitsgemeinschaften.“ Und es könnte noch mehr geboten sein, findet Axel Brennenstuhl, der seit 2008 im Stadtteil lebt: „Was noch fehlt, ist ein vitales Zentrum, an dem sich die Menschen begegnen können, aber auch Bildungs- oder Familienangebote wahrnehmen können.“ Er und Klaus-Dieter Kurzweg sind überzeugt, dass sich genau das realisieren lassen wird, wenn der Stadtteil in den kommenden Jahren zum Stadtteil Veielbrunnen-Neckarpark erweitert wird – schließlich bringen die Bewohner sich und ihre Ideen rege in den Prozess mit ein, um ihre Nachbarschaft so zu gestalten, wie sie es wollen.

Einwohner: 2682

Fläche: 88,7 Hektar

Besonderheit: gute Nachbarschaft